Nicht zum ersten Mal habe ich heute soetwas gelesen:
Und Liebe? Dient evolutionär betrachtet als Stimulus, damit man den ganze [sic!] Reproduktionszirkus überhaupt mitmacht. Ein Flackern auf dem Computertomographen, mehr nicht. Ein starkes Flackern, manchmal.
[SZ vom 21.3.05]
Ich will mich hier gar nicht mit dem nichtssagenden bis ärgerlichen Inhalt des Artikels auseinandersetzen, sondern auf etwas anderes konzentrieren. Offenbar gibt es immer wieder Verwirrung über die verschiedenen Verfahren, mit denen heute medizinische Bilder gewonnen werden - gemeint ist hier nämlich kein Computertomograph, das Bild flackert auch nicht und kann erst recht nichts zur Enträtselung des Phänomens Liebe beitragen. Deshalb starte ich eine kleine Aufklärungsreihe. Fangen wir mit dem an, was jeder kennt: Röntgen.

Radiographie (Konventionelles Röntgenbild)

Auf der einen Seite des Patienten befindet sich eine Röntgen-Strahlenquelle, auf der anderen Seite ein spezielles, röntgen-empfindliches Filmblatt (konventionell) oder ein Detektor, der in der Lage ist, ein digitales Abbild der auftreffenden Strahlen zu liefern. Es werden Einzelbilder angefertigt. Röntgenstrahlen werden auf ihrem Weg durch den Körper von verschiedenen Strukturen unterschiedlich abgeschwächt (z. B. stärker durch Knochen, weniger stark durch weicheres Gewebe wie Organe und Muskeln etc.) und zeichnen so ein (Grauwert-)Bild des Körperinneren.
Besondere Geräteformen existieren für Mammographie (hoch auflösende Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust), Urologie (in Kombination mit einem Nierensteinzertrümmerer) und Operationssaal (mobile Geräte, sogenannte C-Bögen, die es erlauben, Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Winkeln um den Patienten herum anzufertigen). Die beiden letztgenannten dienen meist weniger der reinen Diagnose als vielmehr der Unterstützung bei therapeutischen Eingriffen.

Vorteile: Schnell, unaufwändig, ausgereift, hochauflösend
Nachteile: Trotz gewaltiger Fortschritte in den letzten Jahrzehnten bei der Reduzierung der Strahlendosis verbleibt immer noch eine Belastung mit ionisierender, d.h. zellschädigender Strahlung. "Weichere" Strukturen werden zudem von "härteren" auf dem Weg des Röntgenstrahls verdeckt.

Fluoroskopie / Röntgen-Angiographie

Gleiches physikalisches Verfahren wie die Radiographie, jedoch in Form einer länger andauernden, kontinuierlichen Durchleuchtung. Oft in Verbindung mit der oralen oder intravenösen Gabe von speziellen Kontrastmitteln, die es z. B. erlauben, in Echtzeit die Durchblutung eines Gefäßes oder die Ausbreitung von Flüssigkeit in Magen und Darm zu betrachten. Im Gegensatz zu den meisten Verfahren, die überwiegend nur zur Diagnose eingesetzt werden, wird die Durchleuchtung hauptsächlich zur Unterstützung bei einem Eingriff eingesetzt. Insbesondere auch bei der Röntgen-Angiographie, die sich auf Herz- und andere Blutgefäße konzentriert und z. B. bei Herzkatheteruntersuchungen dem Arzt die nötige Information für die Navigation des Katheters im Patienten liefert. Moderne Durchleuchtungsanlagen sind auch in der Lage, digitale "Röntgen-Kurzfilme" mit 15 oder 30 Bildern pro Sekunde (bis zu 60 in der Kinderheilkunde) aufzunehmen.

Vor- und Nachteile: wie bei der Radiographie. Zusätzlicher Vorteil: Die Echtzeitdarstellung.

Computertomographie

Auch die Computertomographie beruht auf dem Prinzip der Röntgenstrahlen. Hierbei werden allerdings, wie der Begriff »Tomographie« schon sagt, keine ganzen Körperregionen auf einmal durchleuchtet, sondern viele einzelne Schnittbilder aufgenommen, der Patient also schichtweise durchleuchtet. Dazu rotiert im Gehäuse ein Röntgenstrahler um den Patienten herum, der einen dünnen Strahlenfächer aussendet; auf der anderen Seite rotiert ein Detektor in Form eines Kreissegments mit. Aus mehreren solcher aufgenommener Fächerlinien während einer ganzen Umdrehung kann jetzt per mathematischer Verfahren ein zweidimensionales Schnittbild berechnet werden. Um einen ganzen Bereich des Körpers abzudecken, bewegt sich der Patiententisch von Umdrehung zu Umdrehung entsprechend weiter in die Röhre hinein. Auch bei der Computertomographie werden dem Patienten für manche Untersuchungen zusätzliche Kontrastmittel gegeben.

Vorteile: Extrem genaue Auflösung der Anatomie (inzwischen unter 1 Quadratmillimeter). Durch die Schnittbildtechnik keine Überlagerung von weicheren Strukturen auf dem Bild. Von allen Schnittbildverfahren dasjenige mit der größten Reife, dem geringsten Preis (wobei immer noch recht kostspielig) und der größten Bandbreite an diagnostischen Einsatzmöglichkeiten, deswegen auch weit verbreitet.
Nachteile: Strahlenbelastung, wie bei allen röntgenbasierten Verfahren. Für eine gewisse Zeit darf sich der Patient nicht bewegen, was z. B. bei Kleinkindern problematisch ist (bei neueren Geräten nahezu vernachlässigbar).

Weiterführende Links

Die Seiten von Netdoktor und Krebsforschungszentrum (KID) enthalten auch Informationen zu den medizinischen Indikationen, Wiki konzentriert sich eher auf die physikalischen Grundlagen.

Wirkung ionisierender Strahlung: KID, Wiki
Radiographie: Netdoktor, Wiki
Mammographie: Netdoktor, Wiki
Angiographie: Netdoktor
Computertomographie: KID, Netdoktor, Wiki

Serie: I (Röntgen), II (Magnetresonanz), III (Nuklearmedizin), IV (Ultraschall)