Wenn Ihnen etwas an der Aufgabenverteilung in Ihrer Beziehung nicht schmeckt, liegt das im Wesentlichen an genau zwei Personen. Das Verhalten von einer der beiden können Sie ohne Umschweife ändern.

Die Begriffe Frauen und Männer mögen in statistisch relevanten Maßstäben hilfreich sein. Aber das Problem mit dem unverschämten Kollegen werden Sie auf dieser Ebene nicht lösen, ebensowenig wie Schwierigkeiten, einen Partner zu finden.

»Ich glaube nicht, dass die Seele an sich, das, was davon übrig bleibt, wenn man das ganze Gedöns abpflückt, in weiblich oder männlich geteilt werden muss.« [Fr. Evasive]

Das heißt nicht, dass es keine systematischen, strukturellen Probleme von Ungleichheit gäbe, die sich anzugehen lohnten.

Fragen Sie sich ab und zu, ob eine bestimmte Aussage über einen Menschen gleichermaßen für jemanden anderen Geschlechts vorstellbar wäre. Oder achten Sie mal darauf, ob Aufmerksamkeit und Verhaltensbewertung in Ihrem Umfeld zwischen den Geschlechtern gleich verteilt sind. (Sind sie nicht. Auch nicht bei Ihnen selbst.) Nicht immer muss das schlimm sein. Aber es ist mindestens gut, sich dessen bewusst zu sein.

Wenn Sie ein Problem damit haben, sich als Frau oder Mann zu sehen, hat es Ihre Umgebung auch. Versuchen Sie, sich mit Ihren biologischen Tatsachen zu versöhnen. Darüber hinaus gibt es keine positive Eigenschaft, die nicht gleichermaßen Männer männlicher und Frauen weiblicher macht, auch wenn Klischees etwas anderes behaupten mögen. Wenn Sie sich häufig von Frauen und Männern abgrenzen, haben Sie wahrscheinlich noch ein Problem mit Ihrem Selbstverständnis.[*]

Seine Arbeit ernst zu nehmen, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen: Das sollte weder der einzige Lebensinhalt sein, noch sollten Sie es gering schätzen.

Für ein angenehmes, stabiles Umfeld zu sorgen, Freundschaften zu pflegen, Kinder zu erziehen: dito.

Wer die Leistung des anderen nicht anerkennt oder überhaupt wahrnimmt, sollte sich über sinnlosen Trotz nicht wundern.

Hören Sie auf, ihren eigenen Lebensentwurf dadurch stützen zu wollen, dass Sie andere Entwürfe abwerten. Doch, tun Sie. Tut jeder. Ich auch.

Wenn Sie am Ende die Arbeit alleine erledigen, die Sie nicht alleine erledigen wollten, »weil es ja sonst niemand tut«: Machen Sie nicht ausschließlich den Anderen dafür verantwortlich. Es lohnt sich daneben auch, zu ergründen, warum Sie selbst diese Rolle einnehmen und ob Sie nicht Bestätigung daraus ziehen, der/diejenige zu sein, ohne den/die »alles zusammenbräche«.

Wer nur sich selbst zutraut, bestimmte Aufgaben richtig und gut zu erledigen, sollte sich nicht über fehlende Unterstützung beklagen.


[*] Mir ist dabei bewusst, dass es mehr gibt als nur Mann oder Frau, und dass in Fällen biologischer oder psychologischer Mehrdeutigkeit der Druck von außen, sich in eine Rolle zu fügen, zu stark sein kann, um sich aus eigener Kraft dagegen stemmen zu können.