Die Menschen waren früher höflicher. Familie, Leistungswille, christliche Werte. Jemanden am Boden liegenden hat man nicht auch noch getreten. Gegenseitiger Respekt. Weniger Gewalt. Sexuell anständig. Ordentlich. Aufrichtig waren die Leute. Haben nicht einfach weggesehen, wenn jemandem etwas angetan wurde.

Heute dagegen! Wie roh und schlimm alle geworden sind. Und weil die Menschen früher ganz anders waren - hilfsbereit, gewaltfrei, couragiert - , haben diese vielen anständigen, couragierten Menschen ja damals auch zugesehen, mitgeholfen, veranlasst, wie Millionen Menschen gedemütigt, deportiert, gequält, vergewaltigt, getötet wurden, haben die eigenen Nachbarn und Verwandten denunziert, sich an fremden Gütern bereichert oder vielleicht auch einfach nur weggesehen und ordentlich das Maul gehalten.
Kommentare 
Menschen waren zu allen Zeiten schlecht und gut, und voraussichtlich wird es auch so bleiben.

Ich denke aber schon, dass es im Laufe der letzten Jahre noch einmal einen Schub des Egoismus, des fehlenden Gemeinsinnes oder auch nur des Sinnes für die Angemessenheit des eigenen Handelns gegeben hat - im täglich direkt beobachtbaren Kleinen natürlich. Im großen sowieso.
[ link ]
Daran glaube ich nicht. Ich halte das für eine Falle unserer Wahrnehmung, die erstens den einen negativen Moment zwischen hundert problemlosen hervorhebt und uns zweitens aus zwei oder drei Einzelereignissen eine Regel konstruieren lässt.

Was das Große angeht, wird das Bild zudem von den Medien bestimmt, die nach den gleichen psychologischen Prinzipien nur an der Empörung verdienen. Ich misstraue diesem (auch meinem) Bild zutiefst. So, wie die allgemein gefühlte Zunahme von Sexualmorden zwischen 1993 und 2003 650% betrug, aber in Wirklichkeit um 65% sank (Essay von Christian Pfeiffer, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen).
[ link ]
Die gefühlte Schlechtigkeit. Wahrscheinlich vollzieht sich das Rohe wellenförmig, abhängig von den sozialen Umsätnden, die das inhärent Böse herauskitzeln - oder auch nicht. Man muß sich vorstellen, wie vor grad mal 80 bis 100 Jahren in den engen Arbeiterquartieren großer Städte "schreckliche Verbrechen" wie Inzest, Vergewaltigung, Sexualmord und Kindstötung eher alltäglich waren. Der "Lustmord" ist damalsein wichtiger Topos in Kunst und Literatur geworden. Gleichgültig reagierten die Massen damals auch nicht, aber in unserer Empörungsdemokratie werden solche Reaktionen mittlerweile geschickter und perfider manipuliert.

Ich merke, wie ich, je älter ich werde und nachts nicht mehr so oft U-Bahn fahre, immer zögerlicher werde, nachts noch die U-Bahn zu benutzen. Sind die Gangs und pubertätsstolzempfindlichen Jungs brutaler geworden - oder ich einfach entwöhnter, "fremder" in solchen Revieren und deren Spielen? Ein Kriminaler auf St. Pauli meinte allerdings, früher hätte man sich nur die Fresse eingeschlagen, heute haben sie alle Messer dabei. Welle abwärts.
[ link ]
Diese Studie ist mir nicht bekannt, wohl aber die Zahlen. Misstrauen den Medien gegenüber halte ich insgesamt für angemessen, zumal in Deutschland alles andere als ungefiltert berichtet wird, in beide Richtungen, sowohl positiv als auch negativ.

Ich ziehe mich dann jetzt einfach mal auf ein Thema zurück, zu dem ich qualifiziert etwas sagen kann: Ich bin Dienstleister, seit einigen Jahren, habe also, und auch das bedaure ich häufig, sehr viel mit Menschen zu tun. Im Laufe dieser Zeit ist, leider nicht nur einzelfallartig, sondern eben doch als Regel (mit den Ausnahmen, die dazu gehören) schon zu beobachten gewesen, wie sich das allgemeine Verhalten gewandelt hat, wie sich eine gewisse Gleichordnungshaltung zu "Ich König, du nix" entwickelt hat. Selbiges beobachte ich gleichzeitig, wenn ich Kunde bin. Oder eben Passant.

Vielleicht ist es allerdings tatsächlich mehr die gefühlte Schlechtigkeit. Ich bin ja auch nur ein kleines Licht, das nicht die Weisheit der Welt gepachtet hat :)
[ link ]
ich denke,
jede generation wird für sich sagen, "früher war alles besser". war es das aber wirklich. was wird gezeigt, bzw. was sehen wir und was nicht.
vielleicht gibt es noch eine menge menschen die so sind, wie DIE, die wir von frührer meinen zu kennen. nur wo kann ich sie treffen? im fernsehen wird darüber nicht, oder nur spärlich berichtet. geht es nicht nur darum das schlimme zu zeigen und dem noch einen drauf zu setzen. früher gab es auch menschen die auf einen, am boden liegenden draufgetreten haben. NUR, das wurde nicht gezeigt, frei nach dem motto, "nur das nicht, passt nicht in unsere heile - schwarzwaldklinik - welt". heute ist das andere, die werte sind andere geworden, da ist ein michael schumacher ein vorbild, nur weil er mit über 200 durch die kurven fegt und dabei nicht zu tode kommt.
da verdienen fussballer soviel geld, da fällt mir ab einer bestimmten summe schon das rechnen schwer.
nein, ich denke einfach jede zeit hat ihre zeit - irgendwie.

dazu übrigens ein netter text :)

[verfasser - mir - unbekannt]
[ link ]
Ja, ich denke, geändert haben sich vielleicht weniger die Menschen als die Art und Weise, in der manche meinen, Rücksichtslosigkeit rechtfertigen oder gar als erstrebenswert verkaufen zu können. Den Kernpunkt des Problems sehe ich dabei tatsächlich bei den Medien. Nichts desto trotz wird von den allermeisten Unrecht immer noch als Unrecht empfunden, egal ob es um Schlägervideos auf Kinderhandys oder millionenschwere Provisionen von ehemaligen Konzernlenkern geht.

[Ja, den Text kenne ich, sehr nett - wobei mich ja interessieren würde, was beispielsweise die vielen Straßenverkehrstoten der 70er zu der Argumentation sagen würden...]
[ link ]