Liebe Moslems, ihr habt ja Recht, euer Name wird in den Schmutz gezogen und mit Bomben, Blut und Gewalt in Beziehung gebracht. Wer euch diesen miserablen Ruf eingebracht hat, war keine dänische Zeitung und auch keine dänische Regierung oder Lebensmittelkette. Wer euch den Ruf vermasselt und mit Blut besudelt hat, das waren Dutzende, ja Hunderte von Selbstmordattentätern, kaltblütigen Mördern, die ihre Taten mit dem Willen Allahs rechtfertigten.
... schreibt Lila, womit sie der Auseinandersetzung um die Mohammed-Karikaturen in meinen Augen einen wichtigen Punkt hinzufügt.

Empfinde ich das nur so, oder zeigt die europäische Reaktion auf diesen Aufruhr mit seinen Bombendrohungen und Fahnenverbrennungen (um dazu auch noch witzlose Karikaturen) eine neue Qualität? Ich habe den Eindruck, es wurde im wahrsten Sinne des Wortes eine Toleranzschwelle überschritten. Nach dem Mord an van Gogh war es immer noch gut möglich, der Frage auszuweichen, wie weit denn die Rücksichtnahme auf intolerante Weltbilder und gewalttätige Verhaltensweisen zu gehen habe. Ich glaube, das geht inzwischen immer weniger, was auch die Reaktionen z. B. einiger deutscher Zeitungen zeigen. Und ich frage mich, ob die Polarisierung und die Gräben zwischen den arabisch-muslimischen Vorstellungen und den europäisch-christlichen von vorneherein eine unzulässige Verallgemeinerung oder gar Einbildung sind, oder wahr. Und wenn sie wahr sind, werden sie dann gerade geschaufelt, oder wird nur eine Decke weggezogen, die wir in falschem Toleranzverständnis, aus Harmoniebedürftigkeit über das gelegt hatten, was trennt?
Kommentare 
Ringparabel, anyone?
Man denkt ja, es gäbe einen "globalen" Konsenz, wie man mit (vermeintlichem) Unrecht und Schmähungen umzugehen habe: nämlich den Gang vor ein Gericht. Wer keine Gewaltentrennung kennt, einen Lynchmob zumindestens insturmentalisiert übt keine Toleranz und kann auch keine fordern. Mit Fundamentalisten zu reden ist schwer. Wenn diese zu Gewalt neigen, dann ist es wohl unmöglich. Ich habe mir gerade ein paar dieser Karikaturen angesehen und fand sie weder besonders witzig noch besonders diskriminierend. Man kann über vieles diskutieren - Mord und Totschlag, Bombendrohungen sind indiskutabel. Punkt.

Bedenklich finde ich das Einknicken im Westen. Daß die taz mit den Achseln zuckt, weil die dänische Zeitung angeblich eher rechts steht, daß der DJV den Nachdruck der Zeichnungen nicht gutheißt, weil sie angeblich einen Verstoß gegen den Pressekodex darstellen. (Diese Gedanken hätte man sich beim Erstdruck machen können, nicht jetzt. Nun ist es ein Politikum.) Hier werden Werte aufgeweicht aus Angst vor Gewalt.

Man könnte eine Karikatur machen: Es geht ja nicht um Öltürme.

Schwieriges Thema. Ich wurde auch mal anders und utopischer sozialisiert.
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Würde so gerne ausführlich jetzt drüber schreiben. Gedanken zu diesem Thema mache ich mir seit langem - Angst habe ich vor der Eskalation - Meinung habe ich ganz definitiv - Lösungen leider keine - falsch gemacht ist vieles in Vergangenheit - auch jetzt - Angst habe ich vor Krieg. Selten hatte ich so stark das Gefühl, dass wir auch in Europa auf einen Krieg zusteuern, der heftiger ist als die Beteiligungen an irgendwelchen Irakaktivitäten der USA.
Ich werde darüber schreiben. Und ich finde es auch fürchterlich (wo hab ich das gelesen?) dass die Toilettenwände stärkere Reaktionen auslösen als solche Themen. Kid - ja, wir waren alle mal idealistischer - und ich liebe sie immer noch die Utopie.
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