Heute muss ich mit dem Bus fahren. Das Fahrrad ist platt und wir besichtigen früh ein Institut, wo es keine Parkplätze gibt. Ich steige am Martin-Luther-Platz aus, bin etwas zu früh, habe nach nur fünf Stunden Schlaf noch nicht gefrühstückt und verfluche in Gedanken schon die Neue Straße, die ich entlang muss und an der es keine einzige Bäckerei gibt. Doch dann fällt mir meine Lieblingsbäckerei um die Ecke ein. Die haben zwar keinen Kaffee, aber die leckersten Krapfen der Stadt.
[Innenansicht Bäckerei Trapper]
Im winzigen, wohl seit den 30er Jahren nicht mehr groß veränderten Laden ist es ausnahmsweise fast leer, ich bestelle meinen Krapfen, frage, ob sie auch Kaffee ausschenken würden. Die ganz junge Verkäuferin fragt wiederum bei ihrer nicht viel älteren Kollegin nach, die gerade im durch eine Glasscheibe getrennten Hinterraum etwas herrichtet, und nach kurzem hin- und her bekomme ich eine Tasse leckeren, heißen Kaffee zu meinem Krapfen serviert, in einer Siemens-Tasse, und aus dem Gespräch klingt es für mich, als sei er ganz normal mit der Personal-Kaffeemaschine gemacht. Und so sitze ich im winzigen Eck des sowieso schon winzigen Verkaufsraums an einem Tischchen, genieße das kurze Frühstück, die unerwartete Herzlichkeit der beiden Mädchen und die friedliche Morgenatmosphäre in diesem charaktervollen Laden, neben dem alle sterilen 90er-Jahre-Bäckerei-Cafés Erlangens zusammen vor Scham und Neid verblassen.

»Sie haben wirklich die schönste Bäckerei weit und breit«, denke ich laut in Richtung der Älteren, die sich gerade anschickt zu gehen, nachdem sie der anderen im Hinterraum noch ein paar Dinge erklärt hat. »Ja«, antwortet sie und hält einen Moment lächelnd inne, »ich arbeite schon einige Monate hier. Und ich bin jeden Tag wieder ganz verliebt.«
Bäckerei Trapper, Erlangen
Kirchenstraße 11