Was hätte man nicht aus diesem Thema an Schaudereffekten herausholen können, wie einfach wäre es z. B. auch gewesen, Priester-Bashing zu betreiben. Hans-Christian Schmid hat all dem widerstanden und hält sich ganz an seine Protagonistin, er erzählt die Geschichte der 21jähren Michaela aus strenggläubigen Elternhaus, die ihre psychotischen Anfälle letztlich für dämonische Besessenheit hält, ohne vordergründig zu werten aus ihrer Perspektive. Oder zumindest stets an ihrer Seite, denn - das wird im Verlauf schmerzlich klar - auch als Zuschauer bleibt man letztlich außen vor, hilf- und verständnislos gegenüber dem Wahn, muss sich fragen, wie weit man einem Menschen auch gegen dessen Willen helfen würde, ob man davonlaufen oder aber mitmachen würde, was geschieht.

Dieser kleine, ruhig erzählte Film, der frei nach der wahren Geschichte einer 1976 im Verlauf einer Teufelsaustreibung gestorbenen jungen Frau gedreht wurde, hat mich mitgenommen. Allen voran Sandra Hüller als Michaela spielt so überzeugend und intensiv, dass man ihre Figur so leicht nicht mehr vergessen wird. Auch die anderen Darsteller wie Burghart Klaußner (wie immer großartig) als Vater, Imogen Kogge als Mutter und Anna Blomeier als Michaelas Freundin waren durchweg beeindruckend. Lediglich Michaelas Freund (Nicholas Reinke) und der junge Priester (Jens Harzer) blieben blass und in ihrem Verhalten unerklärt.

Alles in allem sehr sehenswert.