Sehr interessant, was sich in den letzten (ups, jetzt doch schon 15) Jahren in den unterrichteten lebensrettenden Sofortmaßnahmen alles geändert hat. Zum Beispiel:

Keine Pulskontrolle mehr (weil für Laien der Fall »kein Puls« zu schwierig einzuschätzen war). Stattdessen nur noch Atemkontrolle mit Ohr/Wange über Mund und Nase des Patienten, Blick auf den Brustkorb und eventuell Hand auf seiner Seite.

Motorradfahrern wird der Helm jetzt in jedem Fall abgenommen. Wenn die ganzen gewaltigen Schläge beim Sturz den Hals nicht gebrochen haben, dann sicher auch nicht mehr das Abziehen des Helms. Zumal ein Überstrecken des Kopfes mit Helm nicht geht, geschweige denn eine Atemspende.

Neuer, sehr viel einfacherer Griff für die stabile Seitenlage, wie er in den USA praktiziert wird:
1. Neben den Patienten knien, ggf. Brille abnehmen
2. den zugewandten Arm im rechten Winkel zum Körper legen,
3. Handgelenk und Kniekehle der gegenüberliegenden Körperseite greifen und zu einem hin ziehen, bis der Patient halbwegs auf der Seite liegt, das Kinn auf seiner eigenen Schulter.
Damit ist schon automatisch der Hals so weit überstreckt, dass der Zungengrund nicht mehr die Atemwege verschließen kann. Viel weniger Handgriffe zu merken und auch weniger Kraftaufwand.

Frequenz für die Herz-Lungen-Wiederbelebung jetzt je 2 Atemspenden gefolgt von je 30 Kompressionen, auch bei Arbeitsteilung mit einem zweiten Helfer.

Diese neuartigen Defis, wie sie an Flughäfen und anderen Orten hängen, sagen einem nicht nur genau, was zu tun ist (»Kontrollieren Sie die Atmung des Patienten«, »Fahren Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung fort«), sondern entscheiden nach dem Ankleben der Elektroden auch selbst, ob tatsächlich ein Kammerflimmern vorliegt und die Gabe von Stromstößen angesagt ist. Relativ idiotensicher.

Das und noch viel mehr Spannendes gestern und heute gelernt, bei einem Ausbilder, der noch selbst regelmäßig Rettungsdienst fährt und die unvermeidlichen Fragen zu Horrorstories und abstrusen Komplikationen gut an der Praxis spiegeln konnte. Hat sich sehr gelohnt. Und jetzt bin ich betrieblicher Ersthelfer. Sie dürfen sich vertrauensvoll in meine Arme fallen lassen.
Kommentare 
ich war als rett.san. ausbilder für wiederbelebung, hatte aber nie einen fall in der praxis. die zivikollegen mit der normalen grundausbildung dagegen hatten 6 reanimationen in der gleichen zeit.
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Das klingt fast, als wären Sie enttäuscht. ;-)

Ich hab's als Zivi im Krankenhaus selbst auch zwei mal miterlebt, aber bevor ich auch nur einen Handgriff tat (außer z. B. den Herzalarm auszulösen), waren schon immer Schwestern und Ärzte zugange.
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Ich geb zu dass ich kaum noch was weiß davon.
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"Na dann wird's aber Zeit!", könnte ich jetzt großspurig sagen, aber mit meinem Intervall von 15 Jahren kommt das glaub ich nicht so überzeugend.
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Ich will auch so einen Kurs machen! Auch bei einem echten Sani! Ich will das können!
Danke für den Denkanstoß! Werde mal schauen, ob meine Firma das unterstützt und evtl intern anbietet...
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Machen Sie mal. Ihr Betriebsarzt und/oder Arbeitssicherheitsbeauftragter sollten da mehr wissen. Nach meinem Wissen müssen nach Vorgabe der Berufsgenossenschaften mindestens 5% der Mitarbeiter in Erster Hilfe ausgebildet werden, in Produktionsbetrieben sogar 10%. Die Kosten werden von Unfallkasse oder Genossenschaft getragen. Ein zweitägiger Kurs als Einstieg sowie jährlich ein eintägiger Auffrischungs-/Vertiefungskurs sind Pflicht. Angeboten werden die Kurse natürlich von den bekannten Trägern wie ASB, DRK etc., aber auch von privaten Schulen.
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Hmm... dann müssten es bei uns 10% sein. Aber da werden sicherlich andere geschult, die näher an den Gefahrenquellen sind... aber so ein Computer ist ja auch nicht zu unterschätzen! Der kann ja auch ganz böse Sachen machen.
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Genau. Ein Herzinfarkt kann einen auch schon mal beim Lesen eines Blogs einer wichtigen Mail ereilen.
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