Ich hatte bei meinem Reichstagsbesuch in Berlin auch den Schriftzug »der Bevölkerung« im Innenhof fotografiert, aber letztlich für zu langweilig befunden, um das Foto zu veröffentlichen. Wie jetzt zu erfahren ist, hätte ich es vermutlich nicht einmal gedurft, da der Künstler mit einer Publikation nicht einverstanden scheint. Und selbst wenn, würden 24 Euro plus Mehrwertsteuer an die VG Bild-Kunst fällig, pro Jahr, was mir - vorsichtig ausgedrückt - ein wenig überhöht erscheint für ein kleines Foto dieses Werks in einem privaten Weblog. Angesichts dessen, dass es sich um ein mit steuerlichen Mitteln gefördertes Kunstwerk in einem öffentlichen Raum handelt, das zudem expressis verbis der Bevölkerung gewidmet ist, kann das alles wohl nur als schlechter Witz bezeichnet werden. Das beanstandete Foto der Frankfurter SPD-Politikerin soll übrigens gerade einmal die Buchstaben »Bev« gezeigt haben, das nur nebenbei.

Wer es dennoch sehen will, findet natürlich schnell Bilder davon im Netz, auf der offiziellen Seite des Projekts, aber auch zum Beispiel hier. Ob New Yorker Blogger auch Abgaben an deutsche Verwertungsgesellschaften zahlen oder deutsche Künstler um Erlaubnis fragen müssen?

Legitime Urheber- und Verwertungsrechte hin oder her, irgendwas an diesem System ist reichlich krank.
Kommentare 
Krank scheint mir die ausschließliche Fixierung auf den 1 Kreativen zu sein, dem angeblich der gesamte Ertrag zustehe. Die eigentliche Inschrift mag der Künstler ja noch hauptsächlich selbst verfertigt haben, und wenn er sie verkauft, gehört ihm das Geld. Wenn er aber zur Steigerung des Wertes auch der anderen Produkte seiner schöpferischen Tätigkeit ein Medium benutzt, indem er damit Abbildungen von Referenzobjekten rund um die Erde schickt, soll er auch der gesamten Gesellschaft, die dieses Medium Internet bezahlt hat, eine Gebühr dafür zahlen. Einfacherweise, und um zu verhindern, dass das Geld in falsche Taschen gerät, verrechnen wir das dann mal mit seiner Entgeltforderung an die Betrachter. So wäre es doch einfach, oder?
[ link ]
Reichlich krank, in der Tat, um nicht zu sagen pervers. Den Kästner-Erben kann ich ja noch einigermaßen nachvollziehen, aber man kann es auch übertreiben mit der Abzocke. Und immer gleich mit Anwälten. Wahrscheinlich ein Beruf mit Zukunft: Fachgebiet Urheberrecht.
[ link ]
Soweit ich das verstanden habe, ging es diesmal noch ohne Anwalt; die Verwertungsgesellschaft (was für ein Wort, klingt nach Abfallwirtschaft) hatte wohl erst einmal nur aufgefordert, das Bild zu löschen oder Lizenzen zu erwerben. Der Anwalt ist allerdings meist nicht fern, ja.

Ein sehr guter Punkt, Hr. Stapel, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Dazu fällt mir die Fifafofu-Meisterschaft ein, wo eine privatwirtschaftliche Organisation in Milliardenhöhe von öffentlichen Investitionen profitieren und dabei auch noch die alleinige Verwertung aller Aspekte beanspruchen durfte.
[ link ]
Bevölkerung ... auf der im wahrsten Sinne des Wortes
herumgetrampelt werden kann. Ist sowieso voll häßlich gemacht, lohnt sich doch auch wirklich kein Foto von - mal ehrlich! Irgendwo im Schatten von riesigen Gebäuden, Unkraut bewachsen, man darf auch nicht nah dran - ist meines Wissens jedoch bloß n bissken Beton - Nein, nein, man möchte spucken!
[ link ]
Gibt's in Berlin nicht auch so Sprayer? ("Denkmal"!)
[ link ]
Du meinst die, die nachts noch die Trümmer mit Parolen beschmihan? Man sollte welche angaschihan.
[ link ]
Exakt :)
[ link ]
Mit der Kunst ist das so eine Sache. Es ist sehr schwierig beim Verhandeln, weil es nicht so einfach ist wie z.B. mit dem Verkauf einer Ware wie Gemüse, wo der Handel eindeutig ist. Hier in Hamburg gab es zur Fussball-WM sogenannte "Blue Goals", die der Künstler auch heftigst gegen Nachmache verteidigt hat.
Seit meiner Selbständigkeit in der Fotografie bin ich etwas nachsichtiger mit dem Urheberrecht geworden. Und ich bin sehr sehr froh in einen Fotofachverband mit einem Anwalt im Rücken zu sein.
Die VG-Bild ist eine grosse Hilfe für mich. Sie überblickt, wo überall meine gemeldeten Bilder mit meinem Namen genutzt werden und rechnet diese ab. Das Geld bekommt sie in meinem Fall von sämtlichen Plattenfirmen, und ich weiss gar nicht von wem noch alles.
Jedenfalls finde ich es immer gut, für Transparenz zu sorgen, sich zu verständigen und nicht nur zu kassieren und formal zu sein, das verhärtet nur die Fronten.
Und ja, manchmal ist auch das System einfach nur krank.
[ link ]
Was du sagst, finde ich ja auch vollkommen richtig. Merkwürdig finde ich nur, dass die private Fotografie einer Skulptur, die im öffentlichen Raum steht, nur nach Zustimmung des Künstlers und gegen viel Geld auf einer nichtkommerzielle Webseite erscheinen darf. Und das gilt wiederum nur für Bürger in Deutschland. Dass nicht jemand eine Skulptur kopieren oder deine Fotografien einfach so verwenden darf, ist ja überhaupt keine Frage.
[ link ]