Es gibt zwei Sorten von Menschen: Albumhörer und Singlehörer.


Albumhörer besorgen sich Studioalben.
Singlehörer besorgen sich Singles. Wenn nicht, dann auch schon mal eine Best-Of-Kompilation oder einen Party-Sampler.

Albumhörer kaufen Tonträger.
Singlehörer kaufen Musik bei Itunes & Co.

Wenn Albumhörer ihre Musik digitalisieren, dann sortieren sie sie
1. nach Interpreten
2. die Alben nach Erscheinungsjahr und
3. die Songs nach Tracknummer auf dem Album
Wenn Singlehörer ihre Musik digitalisieren, dann sortieren sie sie nach Interpreten. Den Rest bestimmt die Zeichensatz-Reihenfolge.

Albumhörer haben immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie ein Stück beim Hören überspringen.
Singlehörer benutzen die "Shuffle"-Funktion.

Albumhörer kultivieren eine Abneigung gegen kommerziell orientierte Musik. Deswegen sind sie bessere Menschen. Finden sie irgendwie.
Singlehörer hören im Auto Antenne Bayern (hier vergleichbares regionales Format einsetzen) und haben schon mal einen Klingelton bestellt.

Albumhörer klimpern zuhause zuweilen selbst auf Instrumenten. Sie haben Kopfhörer und eine Anlage, die diesen Namen — auch finanziell — verdient.
Singlehörer haben zuhause eine Billigkompaktanlage und Tonqualität ist ihnen Schnurz.

Für Albumhörer ist Musik existenziell. Jahreszahlen und Ereignisse aus ihrem Leben bestimmen sie mühelos über die gehörte Musik (so wie manche Frauen über die Kleidung). Sie pflegen ihr Wissen über Bandhistorien, Musiker, Texte und Querbezüge und träumen schon mal davon, Günther Jauch würde sie in seiner Millionärsshow danach fragen.
Für Singlehörer gehört Musik dazu, ist aber nicht wirklich wichtig. Sie sind die weitaus spaßigeren Partygäste. Manche können sogar singen.


Hab ich was vergessen?
Kommentare 
ich besorg mir was ich hören will.
egal ob album oder single.
im netz gibts alles.
hauptsache ich will das.
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Interessante Typologie - in der ich mich (als Freund des gepflegten sowohl-als-auch) übrigens nicht wirklich wiederfinde (genausowenig wie in der Dichotomie Dusch- oder Badewannentyp, nebenbei bemerkt).

Tendenziell sehe ich mich zwar auch eher in der Album-Hörer-Rubrik, bin aber weder sonderlich audiophil noch würde ich der Musik existenziellen Rang zugestehen. Und weitschweifige Bandhistorien und Trivia drumrum haben mich selbst bei meinen Lieblingscombos nur mäßig interessiert.

Aber trotzdem kann ich als Partygast ein ganz schöner Miesepeter sein, wenn ich will. ;-)
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Also in diesem Fall bin ich mal ausnahmsweise recht klar einer Schublade zuzuordnen. Vor einiger Zeit lieh mir ein Kollege eine ganze DVD mit MP3s. Pro Interpreten-Verzeichnis 20-30 Songs, alle nur so nach Alphabet sortiert. Ich war sehr bestürzt und fragte mich, welche fürchterliche Kindheit wohl dahinter stand. (Vermutlich hat es irgendeinen Grund, dass man mich auf Parties gar nicht erst einlädt. Vielleicht komme ich noch dahinter. ;)
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Vielleicht
ist es den Gastgebern auf Dauer zu anstrengend, sich aufgrund ihres musikalischen Eklektizismus ständig in der Defensive zu fühlen.

Ich bin nach einmal drüber schlafen auch dahinter gekommen, warum mich das tertium non datur Ihrer Einteilung etwas störte: weil ich weder Albumhörer bin noch ein Singlehörer - sondern am ehesten ein milder Fall von Mixtape-Maniac. Das bringt gewisse Schnittmengen zu beiden Schubladen mit sich, ist wie ich finde aber durchaus eine eigenständige Spezies. Ich kann das - falls Interesse besteht - gerne noch ein wenig genauer darlegen.
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Oh. Die Aufzählung hatte ich keineswegs ernst oder abschließend gemeint. Eher wollte ich mich selbst etwas auf die Schüppe nehmen (und ganz so schlimm bin ich dann doch nicht ;-).
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Singlehörern genügt es, das eine Lied einer Band, das ihnen gefällt, zu besitzen, im Gegensatz zum Albumhörer, der sich umfassend mit dem Hintergrund und Werk der Band, mindestens aber mit dem Werk, aus dem ihm ein Lied gefällt, beschäftigt.
Albumhörer sind Konzertgänger, Singlehörer nicht.

Die u., Albumhörer und Lieblingslistenersteller, schlechterer Mensch als viele, aber besserer als manche, für die Musik existentiell ist, die aber kein brauchbares Ordnungssystem besitzt, und die jede ihrer Lebensphasen besser an Musik, in der Regel aber an einzelnen Liedern und nicht an ganzen Alben, festmachen kann als an irgendwelcher Kleidung.

(Einer von uns beiden liegt falsch, und ich möchte nicht zwingend behaupten, dass Sie es sind :))
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Das mit den Konzerten glaub ich aber noch nicht so recht. Ich glaube eher, dass es vom Interpreten abhängt, ob seine Zuhörer Single- oder Albumhörer sind. So Madonna vs. Tori Amos, zum Beispiel.

(Schön, Sie dort, äh, hier zu lesen.)
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Singlehörer kaufen doch aber eher nur, weils ja gar nicht anders geht, die Veröffentlichungen - das sind, je nach Künstler, so um die drei bis vier aus jeder Platte.
Ich würde unterstellen, die langweilen sich auf Konzerten ziemlich.
Da sich in meinem Umfeld überwiegend Albumkäufer befinden, kann ich das jetzt allerdings nicht mit einer Art Abstimmungsergebnis unterlegen.

(Danke. Es ist ein bisschen seltsam, wenn ich ab und an denke "Das könnte ich ja jetzt mal gut bloggen". Und dann "Ach nee, grad ja nicht." Die Pause tut trotzdem gut.)
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Die Musikliebhaber vielleicht. Die sind in der Schnittmenge zwischen den beiden sehr schön skizzierten Kreisen zu finden.
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Haben Sie was vergessen? Nun ja... Sind Sie jetzt mehr Album oder mehr Single? ;-)
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Single bin ich in keinerlei Hinsicht. :)
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Topic "Extreme Schubladen - Thinking" :-)
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Yes. Makes Spaß zuweilen.
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Es gibt noch Alben? (Ich bin eher der Ansicht, der "Werkcharakter" des Albums ist völlig verloren gegangen. Von Liner-Notes ganz zu schweigen und ähnlichen Ansätzen, Musik auch ernst zu nehmen.)
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Hmm. Also wenn ich so auf Plattentests.de schaue, nur mal so als Beispiel, dann versuchen manche noch ganz erfolgreich, die Musikwelt in Alben mit ihren jeweils eigenen Stimmungen und Welten zu unterteilen. Ist vielleicht aber auch eine Frage des Genres. Zumindest Indie-Rockpop (ob elektro- oder gitarrenlastig) scheint dafür prädestiniert. Das wird bei Hiphop, Dänz etc. vermutlich anders sein.
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Und für diesen Link danke ich Ihnen ganz besonders. Wäre mir sonst möglicherweise entgangen, daß die fabelhaften Naked Lunch ein neues Album (!) veröffentlichen. Sehr schön.
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Ja, die Seite gefällt. Der gute Hr. Ole rezensiert dort ab und an, so kam ich drauf.
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Bis zum Ende seiner Magisterprüfungen pausiert er dort und hat im letzten Jahr seine Aktivitäten aus ähnlichen Gründen auch stark einschränken müssen, er wird indes von seinem Chefredakteur immer wieder becirct, doch endlich wieder etwas mehr Musikjournalistengas zu geben. Vielleicht bis wahrscheinlich ab Februar. Wir werden sehen, was wir sehen werden. :)
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Ja, machen Sie nur.
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Fast muss ich ein wenig an den alten Theodor Wiesengrund denken. Ich persönlich sortiere meine Alben (ich bin ein klarer Albumhörer und habe noch nie bei iTunes gekauft) allerdings nach einem anderen und nur für mich ersichtlichen System, das zwar von bandlicher Geschlossenheit als Basis ausgeht (alle Alben einer Band oder eines Künstlers stehen zusammen), diese sind wiederum aber eher stilistisch gruppiert, definitiv nicht alphabetisch, da müsste ich bei der Menge neu eintrudelnder Scheiben unentwegt alles umschichten. Darüber hinaus sind eher farbliche Cover-Rücken-Sortierungen als die zeitliche Einordnung für mich entscheidend. :)

Sehr schöner Text, indeed.
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