Aber vielleicht ist schon der Gedanke falsch, man könne ein bestimmtes, ureigenes Problem nur dadurch lösen, endlich so zu werden, wie man meint, sein zu müssen. Erst recht, wenn einen das Problem ein Leben lang wieder und wieder einholt. Vielleicht liegt das Problem ja auch darin, dass man es überhaupt zu einem macht. Ein Bild von sich zu haben als jemandem, der man nie war oder sein kann.

Vielleicht wird man sogar nicht einmal mehr dieses Selbstbild ändern können, das Problem also immer mit sich herumtragen. Und dann? Was wäre zum Beispiel so schlimm daran, alle drei, vier Jahre eine neue Aufgabe zu suchen, weil man an der alten die Lust verloren hat? Wenn man doch zumindest für die nächsten zwei Jahre wieder erfüllt und zufrieden sein könnte? Warum erfährt derjenige mehr Widerspruch, der Spaß an der Arbeit einfordert als der, der trotzdem seine Arbeit tut, und schlimmer: warum glaubt man sogar selbst heimlich daran?

Es muss sich etwas tun. Aber vielleicht anders, leichter, als ich immer dachte.

(Danke an den Zeitnehmer für den Anstoß.)
Kommentare 
Gern geschehen. Ich verabschiede mich ja zunehmend von den Vorstellungen die mich eigentlich geprägt haben. Vor allem seit ein paar Jahren vom Bild des grummeligen Vollzeitarbeiters. Was zunehmend besser gelingt. Einerseits. Andererseits ist es wahnsinnig anstrengend in Teilzeit auch inhaltlich das machen zu können was man fordert und so dem eigenen Selbstbild näher zu kommen. Denn eigentlich habe ich eine klare Vorstellung davon wie ich sein, arbeiten und mich dabei fühlem will. Praktischerweise bot sich mir gerade als es so gar keinen Spaß mehr machte (da wo ich jetzt noch bin) eine Möglichkeit, die wieder ganz viel Spaß verspricht. Und in der Hinterhand habe ich mittlerweile einen Plan B...
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Spaß an der Arbeit einzufordern, scheint ein größeres, ich sage mal, Verbrechen zu sein als etwa eine Gehaltserhöhung zu verlangen. Und es sind nicht die Chefs, die einen seltsam anschauen - sondern Leute, die meist selbst unter der Entfremdung leiden.
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Ich kenne auch das Gefühl, wenn die Taube in der Hand zum Spatzen schrumpft. Mit ein bisschen Geduld findet sich irgendwann wieder eine neue Taube.
Es ist auch nichts schlimmes daran, wenn einem der Job Spaß macht. Im Gegenteil. Meist ist man dann erst richtig gut und so soll es doch sein, oder?

[Edit: Ach so... und wenn mir ein Job Spaß macht, ist das Gehalt sogar zweitrangig. Das finde ich noch viel dümmer... von mir ... ]
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Noch viel dümmer ist es, einen Job anzunehmen, von dem man _denkt, dass er einem Spaß machen wird, und diesen Job dann ein Jahr lang für quasi no money zu machen, obwohl er gar keinen Spaß macht. Ich habs dann aber doch eingesehen. ;)
(Der dazugehörige Chef hat damals reagiert, als wäre er mein Freund und ich hätte eben mit ihm Schluss gemacht. Ganz schlimm. Will ich nie wieder erleben, sowas.)
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ich habe es so gelöst, dass der Hauptspaß an meiner Arbeit der Blick auf meinen Kontoauszug ist. Nennt sich extrinsische Motivation und funktioniert bei mir prächtig. Ich mach meinen Job deshalb wirklich gerne und gut. (Schließlich will ich nicht das Risiko eingehen, ihn zu verlieren.)
Außerdem gefällt mir daran, dass ich, um den von mir benötigten/gewünschten Betrag zu erhalten, auch nicht sehr viel (zeitmäßig) arbeiten muss.
So bleibt mir reichlich Zeit, um nach getaner Arbeit zusätzlich noch genau die Arbeit zu tun, die mir "eigentlich" Spaß macht, nur leider viel, viel weniger Geld einbringt. Hier bin ich sicherlich sehr hoch intrinsisch motiviert, käme aber finanziell nur über die Runden, wenn ich regelmäßige 60 Stundenwochen fahren würde. Ob ich dann aber jede Woche und über Jahre wirklich 60 Stunden absoluten Spaß an dieser Arbeit hätte, -denn es ist etwas komplett anderes, ob man es tut, weil man es muss (Geld) oder weil man es freiwillig tut (Hobby?), wage ich schwer zu bezweifeln.
So betrachte ich es als Hobby, mit dem ich sogar Geld verdienen kann und bin sehr froh, dass man mich vor Jahren rechtzeitig gewarnt hat - denn damals hätte ich es fast in wilder Begeisterung als Hauptjob angenommen.
Dialog von damals: "Oh wie schön, das ist mein Traumjob, das wird Spaß machen." - "Überleg Dir das gut, denn dann wirst du keine Zeit mehr für was anderes haben, schließlich musst du davon auch leben können."
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Sie sprechen mir aus der Seele.
Ich bin inzwischen soweit, eingesehen zu haben, dass es Sinn machen kann, für empfundene Lebensqualität, und dazu zähle ich auch Spaß an der Arbeit und Feierabende ohne andauernde auch psychische Erschöpfung, auf reale Gehaltsqualität zu verzichten, denn anders scheint es in meinem Fall nicht zu funktionieren.
Es muss sich etwas tun, ja. Ich wünsch Ihnen das Glück, einen Weg zu finden.

(Jetzt aber erst einmal Lebensqualität ohne Einbußen: Lynchs Elefantenmensch auf arte.)
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Sehr gut zu diesem Thema (wenn Zeit Geld ist, dann muss man Geld zahlen um Zeit zu haben, bzw. auf welches verzichten) liest sich ein Artikel aus der vergangenen Zeit (also aus der letzten Ausgabe meine ich). http://www.zeit.de/2007/01/Verlorene-Zeit (Herr Blue Sky, ich hoffe es ist in Ordnung, einen Link in den Kommentar zu setzen)
Der unterschiedliche Umgang mit Zeit steht meines Erachtens auch in einem direkten Zusammenhang mit dem unterschiedlichen Glücksempfinden in verschiedenen Kulturen...
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Aber sicher ist das in Ordnung mit dem Link. Ja, den Artikel hatte ich auch gelesen und fand ihn gelungen.
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Ich wollt ja was sagen, aber ich lasse das besser. Ich werde bei dem Thema immer so melancholisch. Im Moment ist das hier genau mein Thema. 12 Jahre werden es im Mai. Und es ist eigentlich cooler als ich es verdient habe. Aber geschrumpft ist sie die Taube in der Hand. Und der Spatz will nicht fliegen. Wie gesagt, Melancholie.

Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zur 400.
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Das schlimmste in einer solchen Situation sind die Vergleiche... Und das schwierigste ist es herauszufinden, was das Herz sagt. Immer ist sofort der Kopf, die vermeintliche Vernunft an erster Stelle. Nichtsdestotrotz: Du machst das schon, da bin ich mir ganz sicher:)
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Ich danke für eure vielen eindringlichen Kommentare. Ich bin dabei, meine Fühler auszustrecken und weiß inzwischen auch, in welche Richtung. Was ich nicht gedacht hätte: Dieses Rumwurschteln in den letzten zwei Jahren hat insgeheim an meinem Selbstbewusstsein geknabbert. Ich tue mich inzwischen schwer, meine tatsächlichen Stärken zu benennen (geschweige denn sie geschickt zu verkaufen), das war früher anders. Umso mehr wird's Zeit. Ich will auch mal wieder etwas lernen.
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Das mit dem Knabbern ging mir im vergangenen Jahr auch so. Im Herbst merkte ich dann, dass meine natürliche Mundwinkelstellung nicht mehr - wie eigentlich immer - leicht nach oben geneigt war. Dann kam eine Lungenentzündung und da war mir dann entgültig klar, dass sich was ändern muss. Allerdings, wäre die Veränderung nicht fast von allein und in so gelungener Form zu mir gekommen, es wäre schwer geworden ohne den Haussegen oder meine Prinzipien zu gefährden. So hoffe ich, dass beides erhalten bleiben kann.
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