Verschiedene baden-württembergische Städte lassen jetzt von privaten Firmen den Müll entsorgen, der aufgrund des Streiks liegen bleibt. Die Logik des Mannheimer Bürgermeisters geht dabei so: Müll bleibt liegen, Müll zieht Ratten an, Ratten knabbern an (ganz offensichtlich haufenweise) herumliegenden, toten, H5N1-infizierten Vögeln. Ich finde, dem Herrn gebührt ein Kreativitätspreis für den gelungenen Versuch, gleich zwei Angstthemen (Vogelgrippe! Ratten!) miteinander zu verquicken, um sie als Munition auf einem ganz anderen Kriegsschauplatz (Tarifstreit) verwenden zu können.

Länder und Lobbyisten nutzen derweil die Gunst der Stunde, um die ab nächstem Jahr verbotenen Legebatterien vielleicht doch noch vor dem Auslaufen zu schützen. Seehofer soll schon einverstanden sein, heißt es. Die Stallpflicht ruft!

Nachdem Terrorismus und Tauschbörsen als Blankobegründungen für die Einschränkung von Bürgerrechten ja mittlerweile etwas langweilig geworden sind, könnte auch hier die Geflügelpest noch wertvolle Dienste leisten. Ich sage nur: Videoüberwachung von Parks und Grünanlagen. Auch wenn bei diesem Thema das Bedrohungspotenzial der demnächst zu erwartenden Millionen gewalttätiger Hooligans und Selbstmordattentäter derzeit sicher noch nicht ganz ausgeschöpft wurde.

Wie lautet eigentlich die Antwort der Privatwirtschaft? KFZ-Desinfektionsmatten für die Garage, Mundschutz, Vitamin C? Kleine Entenbeseitungsanlagen für den Hausgebrauch? Bislang scheint mir hier viel wertvolle Kaufkraft verschenkt zu werden.

So koche jeder sein eigenes Hühnersüppchen. Soll gut gegen Grippe sein, sagt man.
Politiker wollen Bundestrainer Jürgen Klinsmann angesichts der herben Pleite gegen Italien vor den Sportausschuss des Bundestages zitieren. Der CDU-Sportexperte Norbert Barthle sagte der «Bild»-Zeitung, Klinsmann solle dem Sportausschuss erklären, welches Konzept er habe und wie er Weltmeister werden wolle.
[...]
Die FDP-Sportexpertin Miriam Gruß betonte, bei der WM gehe es um ein «nationales Anliegen». Die Zeit sei knapp. «Weniger als 100 Tage vor der WM sollte Jürgen Klinsmann nicht mehr experimentieren müssen», sagte sie. Er solle dem Sportausschuss sein Konzept erklären. Es geht ja nicht nur darum, ob eine Mannschaft mal schlecht spielt, sondern um die Frage: Wie präsentiert sich Deutschland«, sagte Gruß. [Netzeitung]
März 2006: Die große Koalition nimmt nach kurzer Diskussion den Weltmeistertitel als Regierungsziel in den Koalitionsvertrag auf. Umfragewerte für Schwarz-Rot steigen exponentiell.
Juli 2006: Ein eigens einberufener parlamentarischer Untersuchungsausschuss befasst sich mit dem Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Vorrunde, insbesondere dem 2:6 gegen Ecuador. Klinsmann wird u. A. zur Frage angehört, warum er in der 64. Minute nicht auswechseln ließ.
Oktober 2006: Klinsmann wirft das Handtuch. Die Grünen legen ein eigenes Positionspapier zur Effektivität der Viererkette vor. Der Innenminister erwägt den Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Spiel. "Kampferfahrung, Schusssicherheit, Raumkontrolle - im Interesse Deutschlands dürfen wir nicht länger auf diese Fähigkeiten verzichten", so Schäuble.
Dezember 2006: Der Bundestag beschließt nahezu einstimmig, dass der Fußball-Bundestrainer ab sofort vom Bundeskanzler vorgeschlagen und als Mitglied des Kabinetts im Parlament auf die Verfassung vereidigt wird. Otto Rehagel wird neuer Fußballminister, Franz Beckenbauer sorgt als Staatsekretär wie üblich für reibungslosen Ablauf.