Wie treiben es eigentlich die Schwalben? Zu zweit vielleicht, heimlich auf einem versteckten Sims unter der Dachtraufe eines alten Hauses? Auf einem Baum? In der Luft gar?

Weit gefehlt, Sie Romantiker. Jugendliche Mehlschwalben von heute verabreden sich am Abend auf verlassenen Parkdecks in Industriegebieten. Dann geht es rund. Zwei, drei Dutzend Vögel fliegen im Kreis umher und protzen mit ihren Flugkünsten. Zwischendurch lässt sich immer mal ein Weibchen auf einem leeren Parkplatz nieder und wartet dort eine Weile, indem es betont aufreizend und unbeteiligt blickend umher schreitet. (Inwiefern die Nummerierung der Plätze eine Rolle spielt, konnte ich auf die Schnelle nicht erschließen. Ich vermute aber einen Code für bestimmte Vorlieben.) Gefällt das Weibchen einem über sie hinwegdüsenden Schwalbenmännchen, so stürzt sich das Männchen herab und beginnt unverzüglich mit der Begattung.

Das Weibchen zappelt und verleiht seiner Erregung mit lautem "Prrrt!Prrt!" Ausdruck, das zuweilen weitere Männchen derart in Ekstase versetzt, dass sie sich ebenfalls auf die am Boden Kopulierenden stürzen, was in einem flügelschlagenden, anthrazit-weißen Federball endet, der auf dem Asphalt hektisch prrrtschend hin- und herrollt, bis er sich letztlich in seine wieder davonstiebenden Individuen auflöst. Einzelne Vögel scheinen mir dagegen schon allein damit zufrieden, die Akteure aus gewisser Entfernung beobachten zu können. Alle zusammen werden indes nicht müde, dieses Spiel auch zum x-ten Mal zu wiederholen, vermutlich bis jede und jeder einmal dran kam.

So, nun wissen Sie Bescheid.