Ein Blogdesign zeichnet sich nicht nur durch seine Ästhetik aus, sondern auch durch gute Bedienbarkeit. Einträge und Kommentare bilden eine Struktur, in der ein Leser sich zurechtfinden muss, besonders, wenn er sich selbst beteiligen will. Gutes Blogdesign — so wie jedes gute Design — ist intuitiv und kaum zu spüren. Das lässt sich umgekehrt daran festmachen, dass einem Aspekte der Benutzbarkeit meist erst auffallen, wenn das Design Fehler im Umgang hervorruft oder bestimmte Möglichkeiten der Nutzung verwehrt. Ich habe mal versucht, meine subjektive Vorstellung von Blog-Bedienbarkeit in weitgehend positiver Form aufzuschreiben. Auf grundsätzliche Webdesign-Prinzipien zu Schriftarten, Farben, Abständen etc. habe ich dabei bewusst verzichtet, mir geht es um Blogspezifisches. Wenn ihr Ergänzungen, Gegenargumente oder abweichende Bedienphilosophien habt: Nur zu, die Kommentare stehen offen. (Natürlich ganz besonders, wenn's um dieses Blog geht.)
Letzte Kommentare
Wenn ich ein Blog im Browser öffne und den neuesten Beitrag schon kenne, möchte ich normalerweise sehen, was zuletzt kommentiert wurde (z. B. ob jemand auf einen Kommentar von mir eingegangen ist). Dazu ist es praktisch, eine Übersicht der letzten Kommentare zu finden, möglichst ohne dazu lange herumscrollen zu müssen. Wer nicht einmal die Liste anbietet, verhindert, dass Kommentare zu älteren Beiträgen überhaupt gelesen werden, geschweige denn eine neue Diskussion auslösen können.
Wenn ich in eine Liste der neuesten Kommentare klicke, möchte ich den entsprechenden Kommentar lesen. Links auf die Homepages von Kommentatoren gehören nicht an diese Stelle.
Eine Liste der letzten
Beiträge erscheint mir dagegen unnötig, schließlich sieht man sie ja vor sich. Etwas anderes mag das sein bei Blogs, in denen auch ältere Einträge regelmäßig aktualisiert werden.
Vor und Zurück
Ich mag es, in Blogs zurückblättern zu können, theoretisch bis zum allerersten Eintrag. Alles andere (Kalender oder gar Einzelsuche) ist umständlich, meist undurchsichtig (hab ich jetzt was übersprungen?) und hält vom flüssigen Lesen ab. Dabei gibt es gerade bei einem neu entdeckten Blog nichts Spannenderes, als sich umgekehrt chronologisch durchzufräsen. (Übrigens kann ich — nicht ohne Stolz — behaupten, dass mein
verwilderndes Altblog immer noch das Einzige auf Blogg.de mit Vorwärts-/Rückwärts-Link ist. Selbstgebastelt.)
Weiterlesen
Manchmal gibt es gute Gründe, Einträge nur anzureißen und hinter einem Link fortzuführen. (Auflösung einer Frage, extreme Beitragslänge, lange Ladezeit wegen vieler Bilder...) Als Dauereinrichtung selbst für kurze Beiträge ist es aber nervig und hält mich oft vom Weiterlesen ab. Erst recht ist ärgerlich, wenn nicht mal sichtbar ist, ob hinter dem Link überhaupt noch eine neue Zeile kommt.
Blogroll
Ich mag es, eine Blogroll vorzufinden. Nicht nur ermöglicht sie, die Wellenlänge des Schreibers einzuschätzen; sie ist auch eine hervorragende Empfehlung, so in der Art »Wenn Ihnen dieses Blog zusagt, könnten Ihnen auch die folgenden...«
Home-Link
Ich mag es, wenn ein Klick auf den Blogtitel verlässlich zur Startseite führt. Oft genug landet man als Leser per Link auf einem Einzelbeitrag. Von da aus auf die Startseite zu führen, ohne den Leser lange suchen (oder gar an der URL im Browser herumfummeln) zu lassen ist ein grundlegender Service.
Datum und Uhrzeit
Ich mag es, wenn Einträge und Kommentare mit Datum und Uhrzeit versehen sind. So lässt sich (nicht zuletzt in mehrstufigen Kommentaren wie sie Blogs unter Antville-Software meist anbieten) immer einschätzen, wer auf wen reagiert hat und ob da z. B. gerade einer fast zeitgleich geantwortet hat, ohne seinen Vorgänger gelesen zu haben. Auch helfen Datum und Uhrzeit, die Entwicklung einer Kommentarstrecke über die Zeit einschätzen zu können (ein neuer Kommentar Monate später etc.).
Navigation und Suche
Eine Suche nach Stichwörtern in Text und Kommentaren ist hilfreich, ich verwende sie häufig. Kategorien dagegen selten, weder zum konzentrierten Lesen noch zum Wiederfinden von bereits Gelesenem. (In meinem alten Blog hatte ich allerdings auch einen Leser, der merkwürdigerweise nur eine bestimmte Kategorie gebookmarkt und gelesen hat.) Überhaupt nichts kann ich dagegen mit den üblichen Kalendern anfangen, die mir erst einmal nur sagen, dass da am 2. und 13. des Monats Einträge veröffentlicht wurden, das hat mir noch nie weitergeholfen. Aber vielleicht geht es ja anderen anders?
Permalinks
Um Einzelbeiträge verlinken zu können, braucht man Permalinks. Schön, wenn sie schnell aufzufinden sind, zum Beispiel als anklickbarer Titel.
Trackbacks
Habe ich noch nie gebraucht. Und als Leser nerven sie mich. Der Blogschreiber bekommt normalerweise sowieso anhand seiner Referrer mit, wenn er verlinkt wurde. Wer möchte, dass Leser eines fremden Blogs auch zu ihm schauen, sollte den Mumm haben, sich selbst in einem Kommentar zu verlinken. Diese automatischen, zerhackten, oftmals mit kryptischen Sonderzeichen anstatt Umlauten versehenen Eintragsfragmente sind ärgerlich. Ganz besonders, wenn man sie nicht auf den ersten Blick von echten Kommentaren unterscheiden kann. Daher meine Empfehlung: Trackbacks abschalten. Gegen eine reine Liste von Backlinks am Ende der Seite ist dagegen kaum etwas einzuwenden, solange sie nicht hauptsächlich aus bescheuerten Google-Treffern für den Beitrag bestehen.