Die Genugtuung mag billig sein. Doch es ist nicht das Schlechteste, wenn man die »Zeit« aufschlägt und einem eine ganze Serie von Artikeln entgegenfällt, die derart klar eine schon lange gehegte Einstellung bestätigt. Nur ein paar Zeilen daraus:
Hier ruht ein Wohlstandsbürger, gestorben an falschem Essen - wer will schon diese Inschrift auf seinem Grabstein haben? Und doch prasst und völlt sich jeder Dritte von uns verfrüht unter die Erde, behaupten Epidemiologen. Bei zu viel Fett auf dem Teller, zu viel Zucker im Becher drohen Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs. Die düsteren Botschaften kommen an: Bang überdenken wir unseren Speiseplan. Nur wie überdenken? Die Flut von Tipps ist überwältigend - und voller Widersprüche.
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Häufiger einen Salat oder Apfel, Hände weg vom Salzstreuer, lieber Fisch statt Fritten und vielleicht mal ein Glas Milch - das ist vorläufig alles, was vom Getöse bleibt.
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Nur ausgenüchterte Ernährungsforschung hätte Chancen, vielleicht doch noch ein klares Wirkgefüge zwischen Nahrung und Krankheitsrisiko zu erkennen. Die ratlose Zwischenzeit dürfen auch die strengsten Gesundesser zum Genießen nutzen - und jeder Schlagzeile, die ihnen mit Zahlen und Vorschriften ins Essen pfuschen will, getrost mit Skepsis begegnen. [Birgit Herden, Einfach Essen, Zeit Nr. 46/06, leider nicht online]
Genau das werde ich weiterhin tun.
Wir haben derzeit einen prächtigen sardischen Torrone da. Honig, Eiweiß, Mandeln, nur mit schwerem Gerät zu portionieren (dafür erstaunlich gut zu kauen):

Die frische Abbruchkante ist hart, so wie Torrone bei Zimmertemperatur überhaupt fest ist und eine trockene Oberfläche hat. Nun hatten wir aber den süßen, aromatischen Brocken auf einem Teller in den Kühlschrank gestellt, warum auch immer. Wahrscheinlich, damit er nicht mürbe wird. Doch was passierte, war das:

Wie man sieht, wird die Oberfläche glänzend; ein Teil der Masse fängt an zu fließen und bildet schließlich eine Pfütze auf dem Teller. So zähflüssig, dass man den Teller kopfüber halten könnte, ohne dass es tropft.

Trocken und hart bei Zimmertemperatur, aber schmilzt im Kühlschrank: Wie funktioniert das denn? Kann das jemand erklären?

Endlich den Mietvertrag unterschrieben zu haben ist schön.
Mit einer Frau zusammenzuziehen, die solche Focaccias backt, noch schöner.
macht doch mal einen Ortstermin in italienischen Metzgereigeschäften. Was fällt euch auf?

1. In der Vitrine findet ihr Schinken, Salami und Wurst nur am Stück. Für jeden Kunden wird frisch aufgeschnitten. Gut, das dauert einen Moment länger und deutsche Kunden haben offenbar lieber angetrocknete, leicht schillernde oder angegraute Ware als eine Minute länger an der Theke zu stehen. Aber ich bin sicher, auch die könnt ihr auf Dauer vom Vorteil frischen Aufschnitts überzeugen. Und ihr selbst müsstet weniger wegwerfen.

2. Seht mal, man kann Schinken und Salami auch dünn aufschneiden. Sogar Mortadella. Zwar seid ihr in der Beziehung teilweise schon besser geworden. Aber auch nur bei den ganz teuren Sorten wie Parmaschinken. Irgendwie scheint ihr immer noch zu glauben, wenn ihr nur alles schön dick schnittet, würde mehr gekauft. Dabei ist es ein ganz anderer Geschmack, in etwas zu beißen, das zart und luftig in mehreren Schichten übereinander liegt, als auf einer dicken, zähen Scheibe davon herumkauen zu müssen. Für letzteres mag ich z. B. kein Geld mehr ausgeben. (Mit der Ausnahme französischen Kochschinkens, dieses leckeren, saftigen, den man in französischen Bars aufs Sandwich bekommt, der darf gerne herzhaft dick daherkommen - aber den habt ihr eh nicht.) Und wenn ihr Punkt 1 beachtet, könnt ihr immer noch auf jeden einzelnen Kunden eingehen, falls er es doch lieber dick geschnitten mag.

3. Seht mal hin, wie die Italiener die geschnittenen Scheiben einpacken. Ist das nicht appetitlich? Kein zusammenklebender Stapel auf viel zu kleinem Papier, sondern alles direkt vom rotierenden Messer weg in Wellenform auf eine große Fläche drapiert, was - wieder einmal - umso einfacher wird, je dünner geschnitten wurde. Dann legen sie ein zweites Blatt darüber und falten alles so zusammen, dass nichts rausguckt und trocken werden kann. Und sie tackern den Preisbon nicht derart an die Tüte (oder gar in die Salami), dass sie beim Öffnen zuhause reißen würde. Auf diese Weise bleibt die Ware bis zur letzten Scheibe frisch und appetitlich, man kann das Papier immer wieder öffnen, später zusammenfalten und in den Kühlschrank zurücklegen. Sogar auf dem Tisch macht es eine gute Figur.

Fazit: Mal ehrlich, wovon würdet ihr mehr kaufen? Seit Stunden herumliegende, aneinander klebende dicke Scheiben, lieblos in zu kleines Papier geklatscht, das zuhause nach dem ersten Öffnen schon seinen Zweck versagt? Oder frisch aufgeschnitten, hauchdünn, appetitlich zurechtgelegt und so eingeschlagen, dass man sie darin bis zum letzten Fitzel aufbewahren kann? Genau. Natürlich bedeutet das mehr Handarbeit - einfach den Schinken in die Maschine spannen und Knopf drücken wird nicht reichen. Aber wir Kunden wüssten wieder einen Grund mehr, warum wir unseren Aufschnitt bei euch und nicht eingeschweißt aus der Kühltheke beziehen sollten.

mit frischem Oregano, Tomate, Zucchini und Frühlingszwiebeln,
noch warmer Bohnensalat mit Schinken dazu

Spargel bisszart kochen (nicht zu weich), anschließend in einer Pfanne in Petersilie, Knoblauch und Olivenöl wenden, erhitzen und zum Schluss etwas Parmesan drüber. Dazu Salat und Brot.
...schon ohne Zigaretten, fällt mir gerade auf. Merkwürdig. Warum habe ich mehr als zwanzig Jahre lang geraucht, wenn ich jetzt nicht mal mehr einen Gedanken daran verschwenden muss?

lecker

Heute hat die Möwe einen Couscousauflauf erfunden: Auberginen und Zucchini in Scheiben schneiden und im Backofen grillen. Aus Tomaten, Hackfleisch, Knoblauch und gehackter Zwiebel eine Sauce zubereiten, richtige Bolognese ginge natürlich auch. Couscous in kochendem, gesalzenen Wasser quellen lassen. Alles schichtweise in eine Schüssel schlichten (abwechselnd Couscous, gegrilltes Gemüse, Hackfleischsauce usw.), immer gut andrücken. Fertig. Kann auch vorbereitet und später im Backofen heiß gemacht werden.

P.S.: Vielleicht kennen es manche ja noch nicht: Das Food-Wut-Blog wartet auf eure Fotos. Mitgemacht!

Wiener Schnitzel vom Kalb, von Frau Neun höchstderoselbst ganz fast ohne Eigenpanade zubereitet (dünn, knusprig, saftig), mit Zitrone, Sardellen (klingt merkwürdig, schmeckt hervorragend), Petersilienkartoffeln (ganz leckere Bio-Kartoffeln waren das) nebst Gurkensalat gereicht und sodann von ihr, M9, Jirjen, L7 sowie der Möwe und mir unter großen Gefallensbezeugungen verspeist. Schee war's.