Feine Cartoons und hausgemachte Illustrationen gibt es bei Leonard. Sehen Sie selbst.
Entdeckt hatte ich ihn schon vor längerer Zeit zufällig auf Flickr, wo er mit kraftvollen, magnum-artigen Schwarzweißfotos Londoner Straßenszenen weit aus der Masse ragt. Dabei ist er meines Wissens immer noch Amateur; nach eigenem Bekunden kaufte er sich 2004 eine Kamera, um seinen Liebeskummer zu überwinden. Was für ein Talent.

Jetzt hat er auch eine eigene Webseite. Ich bin nicht übermäßig gut im Rezensieren, daher: Nehmen Sie sich etwas Zeit und sehen Sie selbst. Vor allem die Galerien Corporate Whore, Mare Nostrum und The Avalanche. Wenn ich diese Bilder sehe, überkommt mich — neben Bewunderung — ein seltenes Gefühl: Neid. Könnte ich nur so fotografieren.
Und jetzt, nach über einem halben Jahr, bin ich auch endlich dazu gekommen ihn angemessen zu würdigen. Oder vielmehr die großartige Geschichte, die Merlix da geschrieben hat. Anzuhören auf Blog:Read.
»Sinupret Ice Tigers«
ohne Wolken, »our fluffy friends«, wie Gavin Pretor-Pinney, Gründer der Cloud Appreciation Society sie nennt? Bedrückend, gnadenlos, öde. Nicht nur würden ohne ihren Niederschlag die Luft verdrecken und Pflanzen eingehen — wie Pollenallergiker und Gartenbesitzer im Moment sicher gerne bestätigen. Wolken sind auch Vehikel, auf denen unsere Gedanken reisen können und gleichzeitig lässt sich an ihnen die momentane Laune der Atmosphäre ablesen.

Die zwei unabhängigen Betrachtungsebenen, nämlich die Schönheit der Wolken, ihre Rezeption über die Jahrhunderte einerseits und ihre Physik andererseits, führt ein ganz hervorragendes Buch zusammen: The Cloudspotter's Guide von besagtem Herrn Pretor-Pinney. (Erst heute habe ich entdeckt, dass es auch eine deutsche Übersetzung davon gibt, siehe unten.) Er strukturiert seinen Rundumblick im Wesentlichen anhand der offiziellen zehn Wolkengattungen sowie ein paar Begleitphänomenen. Hauptsächlich lernen wir also, was Cumulus, Cumulonimbus, Stratus, Stratocumulus, Altostratus, Altocumulus, Nimbostratus, Cirrus, Cirrocumulus und Cirrostratus sind (abgesehen davon, verwirrend ähnliche Wörter zu sein), wie man sie voneinander unterscheidet, wie sie entstehen, in welchen Unterarten und Variationen sie auftreten und was sie über das Wetter erzählen. Nebenher erfahren wir zudem, wie welche Arten von Niederschlag entstehen, Wolken und Eiskristalle in der Atmosphäre bestimmte optische Effekte hervorbringen, wie man künstlich Regen erzeugt, Kalt- und Warmfronten Wetter und Wolkenbild verändern und so weiter, ohne dass das Buch jemals in eine Physikvorlesung abgleitet. Pretor-Pinney findet eingängliche Beispiele und Metaphern, mit denen sich die Vorgänge verstehen lassen, kehrt aber danach immer wieder zur Bedeutung und Poesie der Wolken zurück.

Dabei pflegt er einen unterhaltsamen, angelsächsisch-ironischen Ton, nimmt seine eigene Begeisterung gerne auf die Schippe und versteht es, die vielen Fotos, Tabellen und Diagramme mit witzigen Unterschriften und Details zu würzen. Beispielsweise das »Foto« einer gleichmäßig grauen Fläche (»It is not hard to see why some call Altrostratus the boring cloud«), oder eine Tabelle mit Niederschlagsarten nach Wolkentyp, in der neben Hagel, Schneeflocken usw. eine Spalte »Cats and Dogs« versteckt ist. Es macht Spaß, das Buch zu lesen und sich von seiner Wolkenbegeisterung anstecken zu lassen. Nur an einer Stelle fühlte ich mich angegriffen, wenn es im Manifest der Cloudspotter nämlich heißt: »We pledge to fight “blue-sky thinking” wherever we find it.«. Man muss ja nicht gleich persönlich werden.

Der Cloudspotter's Guide ist trotz der lockeren Aufbereitung kein Buch, das sich ratz-fatz weglesen ließe; es erfordert Aufmerksamkeit und manches Zurückblättern. Denn gewisse Phänomene sind zu komplex, als dass sie sich beim allerersten Lesen erschlössen, und der Haufen lateinischer Begriffe aus der Klassifikation will auch gemerkt sein (»If all this Latin freaks you out, don't worry — it freaks me out, too«). Aber, ich kann versprechen, die Mühe lohnt. Sie werden nach der Lektüre den wolkenbestückten Himmel wacher und mit neuen Augen sehen. Und er wird an dramatischer Schönheit nichts verlieren, auch wenn Sie jetzt wissen, dass da gerade in der untergehenden Sonne eine Cirrocumulus floccus undulatus über einer Herde Cumulus mediocris schwebt. Vorausgesetzt natürlich, Sie gehen anderen damit nicht auf die Nerven.
Gavin Pretor-Pinney, The Cloudspotter's Guide
Deutsche Ausgabe: Wolkengucken — Ein Handbuch
Website: Cloud Appreciation Society
Wikipedia: Wolkenklassifikation
Antville-Fotoblog: Cloudscapes

»[...]«
Der Text, die Musik, diese Stimme und Darbietung: Auch fast ein halbes Jahrhundert, nachdem es geschrieben wurde, zerreißt einem das Lied schier das Herz:

Klick (Youtube).

(Deutsche Übersetzung des Texts.)
Eine gute Schülerin war nicht das Kind, das konnte, was der Stoff vorgab. Eine gute Schülerin war dazu auch vernünftig, krakeelte weder wild durch den Raum, noch leistete sie sich unbeherrschte Anfälle gegenüber schwächeren Schülern oder träumte einfach ein paar Minuten in die Blätter der Kastanie auf dem Hof. Fachliche Anerkennung setze Anpassung an externe und nicht leistungsbezogene Erwartungen voraus, haben die meisten der guten Schülerinnen aus diesen Jahren mitgenommen.
[...]
Gemocht oder mächtig, lautet letztlich die Alternative, und solange die meisten Frauen diese Wahl mit allen ihren Konsequenzen scheuen – solange wird man sich wundern, warum den guten Studienleistungen, der angenehmen Zusammenarbeit und dem ganzen Drumherum, das am Ende doch nicht zählt, nicht viel nachkommt.
Frau Modeste macht sich sehr lesenswerte Gedanken über die Kluft zwischen Studienleistung und anschließendem Karriere-Erfolg bei vielen Frauen.
Vor etwa einem Jahr hatte ich angefangen, ganze Jahre aufzuholen, die musikalisch weitgehend an mir vorübergegangen waren. Nicht zuletzt durch Tipps von Ole und aus anderen Blogs entdeckte ich zum Beispiel Nada Surf, die Stars, Sufjan Stevens und Margot and the Nuclear so and so's, nur um ein paar Lieblinge zu nennen. Und es sieht im Moment nicht aus, als ob sich das änderte; alle paar Wochen tun sich mir neue tolle Bands oder Platten auf. Wo ich doch dachte, meine Musikbegeisterung wäre irgendwann mit Ende 20 weitgehend eingeschlafen. Jetzt muss ich dagegen öfter aufpassen, nicht vor lauter Lust am Hören die halbe Nacht wach zu bleiben.

Genug Vorrede, was kann ich gerade empfehlen? Ohne besondere Reihenfolge:

Sufjan Stevens: Seven Swans
Ich fräse mich gerade rückwärts durch seine Alben. Im Vergleich zu seinen neueren Alben »Avalanche« und »Illinoise« wie auch dem Vorgänger »Michigan« leiser und klarer. Keine merkwürdigen Füllsel zwischen den Liedern, keine fünfzeiligen Songtitel, einfach 13 Songs, oft nur mit Banjo und Gitarre begleitet. Sufjan lässt sein Talent für verspielte Arrangements oft genug durchscheinen, aber haut es dem Hörer nicht in jedem Moment um die Ohren. Ruhig und schön. Anspieltipp: »To Be Alone With You« (Live, YouTube)

Klez.E: Flimmern
Wieder mal eine Band, die deutsch singt, deren Texte mir aber meist nur pseudo-bedeutungsschwer und zusammenhanglos vorkommen. Etwas, was mir den Genuss im Extremfall sogar trotz guter Musik verleiden kann, bei Tomte beispielsweise. Aber so schlimm ist es hier nicht, und die Musik von Klez.E klingt ausgesprochen gut. Wer »The Notwist« mag (und zwar durchaus auch die raueren Seiten), wird vermutlich auch hier auf seine Kosten kommen. Songs, von denen einige angenehm abseits ausgetretener Pfade wandeln. Die Stimme muss man allerdings mögen. Anspieltipp: »Strandlied« (MP3, 8 MB) und das recht geradlinige Werbefläche Mond (YouTube).

Snow Patrol: Final Straw
Ihr vorletztes Album. (Das letzte von Snow Patrol soll ja eher flach sein, hört man.) Alternative Rock aus Schottland mit Gefühl für Melodien. Anspieltipp: Natürlich die Hymne »Run« (YouTube), aber auch Somewhere A Clock Is Ticking (YouTube, kein offizielles Video, nur hörenswert).

dredg: Catch Without Arms
Ich bin ja nicht sehr bewandert darin, Musik zu beschreiben. (Was Sie bis hierhin wohl bemerkt haben dürften.) Aber für mich klingen dredg so, als hätte eine 80er-Jahre-Hardrock-Band die Gitarre von The Edge gefrühstückt. Etwas glatt produziert, aber druckvoll und elegisch, vor allem mit beeindruckender Stimme. Anspieltipp: »Jamais Vu«, auf MySpace (im Player rechts anwählen).

Bloc Party: Silent Alarm
Bloc Party habe ich ja vor wenigen Wochen überhaupt erst entdeckt. »Silent Alarm« — was für ein großartiges Album. Rauh, energiegeladen (was nicht zuletzt am bemerkenswerten Schlagzeug liegt) und ziemlich britisch. Träumerisch können sie allerdings auch, so wie in »So Here We Are«, das Ihnen vermutlich schon mal in der Telekom-Werbung begegnet ist. Das insgesamt etwas ruhigere, frisch herausgekommene Nachfolgealbum »A Weekend In The City« braucht zwar etwas länger, um sich einzunisten, gefällt aber auch schon gut. Anspieltipp: »Like Eating Glass« (YouTube-Video ohne Video) , »So Here We Are« (YouTube)

wenn Franken Wunschkennzeichen aussuchen