»Ich kann ohne dich leben«, sagte sie. Da wusste er, dass sie ihn liebte.
Heute muss ich mit dem Bus fahren. Das Fahrrad ist platt und wir besichtigen früh ein Institut, wo es keine Parkplätze gibt. Ich steige am Martin-Luther-Platz aus, bin etwas zu früh, habe nach nur fünf Stunden Schlaf noch nicht gefrühstückt und verfluche in Gedanken schon die Neue Straße, die ich entlang muss und an der es keine einzige Bäckerei gibt. Doch dann fällt mir meine Lieblingsbäckerei um die Ecke ein. Die haben zwar keinen Kaffee, aber die leckersten Krapfen der Stadt.
[Innenansicht Bäckerei Trapper]
Im winzigen, wohl seit den 30er Jahren nicht mehr groß veränderten Laden ist es ausnahmsweise fast leer, ich bestelle meinen Krapfen, frage, ob sie auch Kaffee ausschenken würden. Die ganz junge Verkäuferin fragt wiederum bei ihrer nicht viel älteren Kollegin nach, die gerade im durch eine Glasscheibe getrennten Hinterraum etwas herrichtet, und nach kurzem hin- und her bekomme ich eine Tasse leckeren, heißen Kaffee zu meinem Krapfen serviert, in einer Siemens-Tasse, und aus dem Gespräch klingt es für mich, als sei er ganz normal mit der Personal-Kaffeemaschine gemacht. Und so sitze ich im winzigen Eck des sowieso schon winzigen Verkaufsraums an einem Tischchen, genieße das kurze Frühstück, die unerwartete Herzlichkeit der beiden Mädchen und die friedliche Morgenatmosphäre in diesem charaktervollen Laden, neben dem alle sterilen 90er-Jahre-Bäckerei-Cafés Erlangens zusammen vor Scham und Neid verblassen.

»Sie haben wirklich die schönste Bäckerei weit und breit«, denke ich laut in Richtung der Älteren, die sich gerade anschickt zu gehen, nachdem sie der anderen im Hinterraum noch ein paar Dinge erklärt hat. »Ja«, antwortet sie und hält einen Moment lächelnd inne, »ich arbeite schon einige Monate hier. Und ich bin jeden Tag wieder ganz verliebt.«
Bäckerei Trapper, Erlangen
Kirchenstraße 11
...auf meiner Speicherkarte. Silvester. Ganz vergessen.
[Silvesterhimmel]
Was vermutlich daran lag, dass dies wohl der unspektakulärste und unsentimentalste Jahreswechsel seit der Zeit war, in der ich ihn noch regelmäßig im Kindergitterbettchen verschlafen habe.
[Explosion hinter den Bäumen]
Ist es überhaupt sinnvoll, eine Abbildung selbst mit dem Prädikat wahr oder falsch zu versehen, oder entsteht Wahrheit und Authentizität erst im Kontext und der (beabsichtigten) Interpretation? Anders gefragt: Inwiefern können Fotografien lügen und wo finge die Lüge dann an? Bei der Bildunterschrift? Dem Ausschnitt? Der Veränderung von Kontrast- und Lichtwerten? Von Oberflächen und Konturen? Erst mit Schnitt und Montage? Inszenierten Bildern? Was würde ein Werbefachmann dazu zu sagen haben, was ein Dokumentarfotograf, ein Nachrichtenjournalist, ein Militärsprecher?

Mit dieser Fragenwolke im Kopf ging ich gestern in die Ausstellung »Bilder, die lügen« im Museum Industriekultur Nürnberg, die als Wanderausstellung über einige Jahre durch die Bundesrepublik tourte und heute ihren letzten Tag hatte. Leider wurde nicht ansatzweise darauf eingegangen.

Was sie zeigt, und das streckenweise durchaus unterhaltsam, ist eine Stoffsammlung. Manipulationsbeispiele aus der Geschichte von Fotografie und Fernsehen, angefangen mit den allseits bekannten Stalin-Fotografien, aus denen Jahr für Jahr weitere unliebsam gewordene Personen verschwanden bis hin zum immer noch die Gemüter beschäftigenden vermeintlichen Schlagstock Jürgen Trittins. Die Macher der Ausstellung (uh, fürchterliches Wort) haben diese Sammlung mehr oder weniger beliebig nach Buchstaben von A bis Z gegliedert. Eine denkbar schlechte Wahl. So stehen B wie Michael Born neben C wie Comic, E wie Entnazifizierung neben F wie Führermythos, U wie Ufologie und W wie Werbung undsoweiter ohne Zusammenhang nebeneinander, für jeden Buchstaben eine Wand, alles vermeintlich gleichwertig: Methoden, Manipulatoren, Epochen, Inhalte.

Was hat die Zensur von Comics (z. B. das Verschwinden eines »Mein-K*mpf«-Buchs in einem Donald-Duck-Strip) mit dem Thema lügender Bilder zu tun? Was die offen als Manipulation erkennbare Methode des »Morphings« von Prominentenbildern zu Satirezwecken? Was um alles in der Welt hat die Wand »Optische Täuschung« in der Ausstellung zu suchen?
[Bildmanipulation durch geschickt gewählte Ausschnitte - Soldat hilft Opfer vs. Soldat bedroht Opfer]
wie der Ausschnitt die Aussage bestimmt
Und die Inhalte selbst sind leider dünn. Die spannendste Frage, nämlich wo die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge gesteckt wird, ob sie absolut ist oder je nach Kontext verschieden sein kann, wird wie gesagt nur kaum angeschnitten. Die Wand zum Thema Werbung, wo wahrscheinlich am meisten manipuliert werden dürfte, zeigt nur irgendwelche Anzeigenbilder ohne erkennbaren Zusammenhang (bis auf ein einziges Beispiel, nämlich wie ein paar farbige Arbeiter auf einem (Ford?-)Werbefoto in der polnischen Kampagne durch Weiße ersetzt wurden). Keine weitere Erklärungen, Einschätzungen, Zahlen. Nicht einmal ein Arbeitsbeispiel, wie in einer Agentur aus Einzelkomponenten Schritt für Schritt ein Gesamtbild gebastelt wird.

Dass - abgesehen von den wenigen nachträglich hinzugefügten Elementen unter Aktuelles - die ganzen digitalen Möglichkeiten von heute nur sehr wenig Raum finden, nun ja, was will man von einer 1998 konzipierten Ausstellung erwarten. Schade ist es dennoch, denn Qualität und Erschwinglichkeit der notwendigen Software sowie die schiere Quantität digital verarbeiteter und verbreiteter Bilder lassen Fragen der Glaubwürdigkeit von Fotografien (und inzwischen auch Filmen) bzw. Kennzeichnung von Manipulationen inzwischen wesentlich dringender werden.

Nun gut, die Wanderausstellung scheint sowieso beendet, zumindest habe ich keinen Hinweis auf weitere Städte gefunden, und das Museum Industriekultur, das jetzt für drei Monate für einen Umbau die Pforten schließt, hatte neben der Bilderaustellung auch noch schöne alte Motorräder, Dampfmaschinen und - für mich vor allem interessant - eindrückliche Nachbauten einiger Inneneinrichtungen aus der Zeit von 1910-1930 zu bieten. Darunter Geschäfte, ein Klassenzimmer, eine Zahnarztpraxis und eine typische Arbeiterwohnung (drei Fotos davon hier.) Auch erwähnenswert, dass die Angestellten so hilfsbereit und freundlich waren, wie ich es in Nürnberg schon lange nicht mehr erlebt hatte; ich durfte sogar fotografieren, alles zusammen wegen der bereits begonnenen Umbauarbeiten für nur zwei Euro Eintritt. Das muss man heute auch erst einmal finden.
Ich bin allergisch. Es fing vor ein paar Jahren mit leichtem Unwohlsein an und steigert sich seitdem stetig. Inzwischen bekomme ich davon Ausschlag. Nein, kein spezielles Eiweiß, keine Insektengifte oder Pollen. Es ist ein Wort, das Wort gesund. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt. »Aber«, werden Sie sich fragen, »was in aller Welt soll an gesund ungesund sein?«

Es geht, wie so oft, schon auf der sprachlichen Ebene los. Noch lange vor der wohl ewig ungeklärten Frage, was man denn nun in positiver Weise darunter verstehen soll, wundert es doch, wie ein Eigenschaftswort für den Zustand eines Lebewesens auf beliebige Nahrungs-, Hilfsmittel und Verhaltensweisen übergegangen ist, die diesen Zustand, gewissermaßen serienmäßig eingebaut und für alle Individuen gültig, hervorrufen oder verlängern sollen. Alleine das sollte schon misstrauisch machen, so wie alles, was sich den Anstrich gibt, auf alles und jeden zuzutreffen.

Doch gehen wir ins Beispiel: Schmeckt Ihr Essen fade? Kauen Sie auf unappetitlicher Masse herum? Bekommen Sie davon Blähungen? Das sind keine Kriterien; »gesund« muss es sein. Zwar hat die Information, welches Nahrungsmittel gerade als der Gesundheit förderlich zu gelten hat, weniger Halbwertszeit als das Wochenhoroskop einer Frauenzeitschrift (und i. A. eine vergleichbare wissenschaftliche Tragkraft), zwar ist das, was dem einen bekommt, für den andern unbekömmlich, aber hier geht es nicht um Fakten, sondern um Rechtfertigung. Wer Essen nur seiner angeblichen Gesundheit wegen isst, hat das Gefühl, Essen sei etwas Ungutes, was der Rechtfertigung bedürfe. In Ausnahmefällen schmeckt Essen dann sogar, obwohl es gesund ist, und dann werden die, die sich sonst für alles schämen, was sie gerne essen, begeistert davon erzählen, dass es ja auch noch total gut schmeckt! Schon beim Hinschreiben stellen sich mir die Nackenhaare auf.

»Appetitlich«, »frisch«, »gut zubereitet«, »abwechslungsreich»: Das sind Kriterien, die die Qualität von Essen ausmachen und Wohlbefinden wie Lebensqualität dauerhaft steigern.
»Gesund«, »frei von XY«, »besonders reich an Z«: Das sind Kriterien, die die Einkommen von Ernährungsberatern, Verlagen, Pharma-, und Lebensmittelkonzernen sowie ihrer Händler dauerhaft steigern. Meinem Wohlbefinden oder gar meiner Gesundheit helfen sie nicht nachgewiesenermaßen. Nun gut, die Aufrechterhaltung der Wirtschaft hat ja auch was Gutes. Aber die verkaufe man mir bitte nicht als biologische Notwendigkeit.

Kommen wir zum Sport. Einmal machte ich unter Kollegen einen augenzwinkernden Scherz über skistockschwingende Großstadtmenschen a.k.a. Nordic Walker. Ein Kollege wurde bitterböse und zischte zurück, wie man darüber lachen könne, schließlich sei es - Sie ahnen es bereits - gesund und allemal besser, als nur auf der Couch zu sitzen und fernzusehen. Abgesehen davon, dass er mich damit nicht richtig treffen konnte, weil ich nur selten fernsehe, sagt das wesentlich mehr über seine Gedankenwelt als über meine, finde ich. Und wir finden ähnliche Rechtfertigungsmuster wie beim Essen wieder.

Freude über die körperliche Leistungsfähigkeit (nicht nach dem zweiten Treppenabsatz ins Hecheln kommen), Geschicklichkeit, Spaß an der Bewegung, Ausgleich, vielleicht auch soziale Kontakte dadurch: Das sind Kriterien, die Wohlbefinden und meinetwegen »Gesundheit« steigern. Alles andere steigert nur die Verbissenheit, (wie gehabt) die Einnahmen einer ganzen Industrie und bringt mich - wenn ich es übertreibe - gerne auch etwas schneller unter die Erde.

Genuss ist böse. Genuss ist Sünde. Körperlicher Genuss hat keine Rechtfertigung (es sei denn, er ist mit Leistungsmessung und Disziplin verbunden) und gerade deshalb rechtfertigen wir uns ständig für alles, was wir einfach nur gerne mit unserem Körper machen. Früher mehr als heute war die Sexualität die Wurzel alles Bösen, das Ungezügelte, vor dem es Angst zu haben galt. Heute haben Essen und »Unsportlichkeit« diesen Platz weitgehend eingenommen. Man sehe sich nur die Werbung für »ungesunde« Produkte wie Süßwaren an, wie sie sich dieses Sündenmuster zu eigen macht. Zwar dreht sie es bewusst in ein Plädoyer für den Genuss, aber sie verwendet die Metapher nichtsdestoweniger.

Als Alternative wird angeboten, allgemein als »ungesund« geltende Produkte (Nougatcrème, Bonbons, Chips etc.) mittels Zusatz- oder Ersatzstoffen in »gesunde« zu verwandeln, gewissermaßen die Absolution für die Sünde ins Produkt gleich einzubauen (Du darfst!). Ich bin kein Theologe und kein Philosoph, aber das alles hat Religionscharakter, inklusive Heilslehrern, Sündenablass, Verfolgung von Abtrünnigen und allem, was dazugehört. Und ist bis ins Letzte unreflektiert, wird rauf- und runtergebetet an allen Orten und darf nicht hinterfragt werden.

In unheiliger Symbiose dazu: Die Illusion der vollkommenen Macht über den Körper. Die schöne neue Welt des genetisch perfekten, körperlich disziplinierten Herrenmenschen. Denn das ist klar: Keine Perfektion ohne Abwertung derer, die es nicht sind. Heute brauchen wir keinen Nationalstaat mehr dafür - heute macht es der Lebenswandel. Dein Körpergewicht entspricht nicht dem »Ideal«? Dein Kind ist behindert? Dein Busen zu groß / zu klein / zu asymmetrisch? Verachtung sei dir gewiss. (Und komme mir hier keiner mit feministischen Thesen - die schlimmste Verachtung, die ich erlebt habe, ging immer von Frauen in Richtung anderer Frauen.) Keine Normabweichung - und jeder Mensch weicht in fast allen Punkten von Normen ab - wird irgendwann davor sicher sein, nicht auf dem Index zu landen. Die Verhaltensweisen wie die körperlichen Eigenschaften. Denn die Menschen, die Macht haben wollen, brauchen Abweichler, die sie unterdrücken können, brauchen Mitläufer, die sie von ihrer Zuneigung abhängig machen und denen sie sagen können, wie sie ihre zuvor eingetrichterten Defizite wiedergutmachen dürfen. Geld ist da nur ein Zahlungsmittel, noch wichtiger ist der Gehorsam. Und das alles durchdringende, schlagkräftigste Wort in diesem Kampf um Ihr Gehirn heißt »gesund«.

Das ist keine abgehobene Debatte. Achten Sie in Ihrer Umgebung einmal darauf, wieviel Unzufriedenheit über Scham bis hin zu blankem Leid diejenigen durchleben, die sich dieser Ideologie ausgesetzt sehen und inzwischen selbst glauben, dass sie irgendwie »Schuld sind« an vermeintlicher körperlicher Unvollkommenheit oder Krankheit.

So, und wenn Sie jetzt auch ein kleines bisschen allergischer gegen das Wort geworden sind, würde ich mich freuen. Und gebe Ihnen noch ein bisschen erfrischend polemische Argumentationshilfe und Gedankenfutter mit. Denn geistige Gesundheit [*] gesundes Selbstbewusstsein und ein kritischer Geist gehen allemal vor.

Weiter mit Musik.
Das ist Pelle, Lieblingskater meiner Nichte. Einer der wenigen Feliden, die auf ihren Namen hören. Rufen Sie ihn mal!
Natürlich interessiert es mich, wie oft Herr X heute schon auf meiner Seite war. Natürlich finde ich es spannend, von welcher Domain Frau Y meinen Eintrag kommentiert. Aber es geht mich eigentlich nichts an.
Herr ichichich hat recht. Blogtracker machen süchtig (zumindest mich). Sie verleiten den Autor, zunehmend auf die Resonanz seiner Beiträge zu schielen. Und den Leser, nicht mehr von Herzenslust dort zu klicken, wo es ihm Spaß macht, weil er weiß, dass jeder Zugriff beobachtet wird. Gegen Datensammelwut von Staat und Wirtschaft zu sein, aber gleich mehrere Tracker auf der eigenen Seite laufen haben, das passt nicht zusammen. Deshalb:
[no tracking]
Das heißt, in diesem Blog können Sie sich unbeobachtet bewegen.
Sonnensystemverwaltungsamt, Hubschmid, guten Tag. Spreche ich mit Herrn Pluto?

Ja, am Apparat. Was kann ich für Sie tun?

Herr Pluto, Sie sind Planet, ist das richtig?

Ähm ja?

Das Bekenntnis zur freiheitlichen Grundordnung der Bewegungsgesetze für das Sonnensystem umfasst die Ordnung des ersten Keplerschen Gesetzes, das inhaltsgleich für alle Planeten des Sonnensystems gilt. Dazu gehören unter anderem
- Der Schutz der Planetenwürde.
- Das Energiemonopol...

...Sagen Sie, was wollen Sie von mir?

...E-ner-gie-monopol der Sonne, das heißt, außer der Sonne darf im Sonnensystem niemand Energie gegen einen anderen anwenden, es sei denn in Notwehr. Die Sonne selbst darf Energie nur auf Grund von Gasexplosionen aussenden.
- Sowie die Gleichberechtigung von Mars und Venus
Entsprechen diese Grundsätze Ihren persönlichen Vorstellungen?

Äh, ja, natürlich. Wies...

...Wie stehen Sie zu Kritik an einer Umlaufbahn? Halten Sie diese für zulässig? Setzen Sie sich damit auseinander?

Nein. Was...

...Interessant. Stellen Sie sich vor, Ihr volljähriger Mond möchte gerne eine Atmosphäre so wie andere Planeten auch. Würden Sie versuchen, das zu verhindern? Wenn ja: Mit welchen Mitteln?

Aber mein Mond wird nie eine Atmosphäre hab...

Das habe ich mir gedacht. Stimmt es, dass Sie ohne Beantragung einer Beibehaltungsbescheinigung ihre alte Himmelskörperschaft als Transneptun angenommen haben?

Wie kommen Sie denn darauf?

Beantworten Sie meine Frage.

Nein, habe ich nicht.

Nun, uns liegen Hinweise vor, Sie seien anderenorts als Trans-Neptun-Objekt aufgetreten und pflegten Kontakt mit anderen unplanetischen Objekten wie Herrn Sedna und Herrn Quaoar.

Nein, ich bin Planet. Ich bin doch erst vor 75 Jahren von Ihnen einplanetiert worden, zusammen mit meinem Mond Charon. Wie...

...Gut, dass Sie ihn erwähnen. Die von uns in die Wege geleitete Aberkennung der Planetenschaft wird auch für ihn planetenschaftsbeendende Maßnahmen nach Vollendung seines sechshundertmillionsten Lebensjahres zur Folge haben.

Aberkennung? Was soll das denn? Wir sind Planeten! Außerdem waren Sie es doch, die uns vor 75 Jahren unbedingt ins Planetensystem holen wollten, weil Sie frische Fliehkräfte brauchten!

Aha! Sie geben also zu, nicht aus freiem Willen und mit voller Überzeugung die Werte unseres Sonnensystems angenommen zu haben! Nun, Herr Pluto, in Anbetracht zunehmender Kometeneinschläge werden wir nicht weiter seelenruhig zusehen, wie Sie am Rande unseres Systems mit Ihrem exzentrischen Bahnwandel in Parallelumlaufbahnen leben und mit Ihrer unplanetarischen Haltung Asteroiden dazu hetzen, sich in die Erde zu stürzen. Wenn Sie sich nicht gar eines schönen Tages mittels Ihrer Plutoniumvorräte selbst in die Luft jagen und womöglich unschuldige Neptunmonde in den Tod reißen. Bis auf weiteres haben Sie Umlaufarrest. Sie hören von uns.

[via Lisa, mit freundlicher Mithilfe von Wikipedia, taz und dem Baden-Württembergischen Innenministerium]
Ort der Handlung: Größere Firma mit verschiedenen Standorten auch in Deutschland.

An einem trüben, etwas langweiligen Mittwochnachmittag im Jahre 2005 entschließt
sich Herr A (alle Namen geändert) aus unbekanntem Grund, eine Testmail an die Adresse
Verteiler_Deutschland zu verschicken. Das Drama nimmt seinen Lauf.
16:01 From: A To: Verteiler_Deutschland
Subject: Test
[Kein Inhalt]
Der Protokollant horcht auf. Eine rätselhafte Mail an tausende Empfänger.
Sollte sie ungehört verhallen?
16:11 From: B To: A; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
erhalten - und jetzt?
16:15 From: C To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Test erhalten, gibts was neues?
16:20 From: D To: A; Verteiler_Deutschland
Subject: RE: Test
[Kein Inhalt]
Naja. Alles nicht umwerfend. Immerhin, die Sache läuft.
16:26 From: E To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Ist bei mir angekommen.
16:31 From: F To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: test
[in 48pt Schriftgröße]...und wieso an alle?
Ahhh, jetzt. Zeit, es sich mit Popcorn einer Tasse Kaffee gemütlich zu machen.
16:36 From: G To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Hallo, was soll das? Was sollen diese Spass-Mails?
16:48 From: H To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
*gähn*
17:00 From: I To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
keine Ahnung, sicher ein neuer Prozess
Wun-der-bar.
17:00 From: J To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Jetzt wissen wir, dass der Verteiler geht.... Zumindest geh ich mal von aus
17:10 From: K To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Nicht erhalten, was ist das? Ich bin bei [Abteilungsbezeichnung] für CRM zuständig
Was meint Herr K mit »nicht erhalten«?
17:14 From: E To: A; B; Verteiler_Deutschland
Subject: Rückruf: Test
E möchte die Nachricht "test" zurückrufen.
[Inhalt automatisch erstellt]
17:22 From: L To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Falsche Adresse! MfG
17:22 From: M To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
erhalten ja, Neues Neinnnnnnnnnnnnnn
Sehr gut. Der Unwille steigt. Langsam wird es Zeit, dass jemand das Subject ändert.
17:33 From: N To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Hallo da draußen, kann bitte jemand mal den Verteiler überprüfen. Ich bin da irgentwie drin, finde die Informationen aber nicht gerade sehr spannend.
17:38 From: O To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
wrong O
[Herr O hat einen gängigen Namen]
17:41 From: P To: Verteiler_Deutschland
Subject: Ich raus aus dem Verteiler!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich habe keine Lust, standig Testmails zu loschen. Frau P
[Kein Inhalt]
Yeah, check! Das Thema »warum schicken alle immer an alle« scheint allerdings noch ausbaufähig zu sein.
18:56 From: Q To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: RE: Test
Ich bekomme Ihre test mails auch! Bin ich vielleicht Bestandteil Ihres Verteilers ohne es zu wissen. Herr Q
19:25 From: R To: A; B; C; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: Test
Bei mir nich ...
19:52 From: S To: A; D; Verteiler_Deutschland
Subject: Testende ! Bitte !!!
LEUTE !!! Was ist das für ein Test ?
Wer wie oft den "REPLY ALL" Button betätigen kann ?
Wenn ihr Euch an dem Wettbewerb beteiligen wollt, macht es doch bitte nicht "firmenweit" !!!!
Ein Großteil von Euch hat doch studiert !!!
Mittwoch Nachmittag ist ein schlechter Zeitpunkt, das zu verbergen.
Das war's, traumhaft. Dieser Beitrag würde nicht mehr zu toppen sein. Der Protokollant malt
sich das Gesicht von Herrn S aus, wie Sekunden nach dem Abschicken hunderte
von unternehmensweiten Abwesenheitsnotiz-Mails in seinem Postfach aufschlagen.
Der Protokollant geht zufrieden nach Hause.

Der Vollständigkeit halber hier die Beiträge, die anschließend noch durch die Leitungen gingen:
19:53 From: T To: A; B; E; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: test
Bitte unterlassen Sie auf diesen E-Mail Verteiler zu Antworten ! Hr. A bitte bereinigen Sie diesen E-Mail Verteiler. Danke. Mit freundlichen Grüßen Herr T
19:54 From: U To: A; B; C; F; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: test
Sehr geehrte Herren, Ihr mail-Verkehr in allen Ehren, aber lassen Sie mich bitte künftig aus dem Spiel und prüfen Sie, ob Sie den richtigen Herrn U im Verteiler haben. Diesmal ist es der Falsche!!!
19:55 From: V To: A; B; C; F; Verteiler_Deutschland
Subject: !AW: test
hört etz auf damit...... des nervt total.
19:56 From: W To: A; B; C; F; Verteiler_Deutschland
Subject: !AW: test
Hallo Kollegen, ich muss Herrn F recht geben! Da ich nicht weis was Ihr da treibt, interessiert mich eure Mails eigentlich nicht!
Also bitte nehmt mich da raus! Danke.
19:56 From: X To: A; B; C; G; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: test
Ich möchte aus diesem Verteiler genommen werden!!!!!!
19:57 From: Y To: A; B; C; F; Verteiler_Deutschland
Subject: AW: test
und wieso bin ich Testperson :)?
Hier endet die Kette.
Was ich so nebenher beim Einrichten herausgefunden habe.

Wenn beim Scrollen im Internet Explorer plötzlich Teile der Seite jalousienartig verschwinden und wieder auftauchen, dann darf man sich glücklich schätzen, den Peekaboo-Bug in freier Wildbahn zu erleben. Los wird man ihn erst wieder, wenn man z. B. alle in der Nähe auftretenden HTML-Elemente eins nach dem anderen mit der CSS-Anweisung height: 100%; traktiert, so lange bis man das richtige gefunden hat.
Nochmal IE (man kommt halt immer noch nicht drumherum). Wie manche vielleicht wissen, unterstützt IE ja die CSS-Eigenschaft max-width nicht. Das heißt, in der Seitenbreite variable Layout-Blöcke werden immer breiter, je mehr man das Browserfenster aufzieht. Es gibt aber dennoch eine Lösung: Javascript im CSS. Tjaha, was Microsoft nicht alles eingebaut hat. Und so sieht's aus:
max-width: 800px; /* Zeile, die von allen guten Browsern verstanden wird */
width:expression(document.body.clientWidth > 800? "800px": "auto" ); 
                  /* Zeile für den IE */
Was die zweite Anweisung macht: Es wird geprüft, ob die aktuelle Browserbreite breiter als 800 Pixel ist. Wenn ja, wird die Breite des HTML-Elements fest auf 800 Pixel gesetzt. Wenn sie kleiner ist, bleibt sie variabel. [von hier].
Möchte man in seinem Antville- und damit Blogger.de-Layout die Skin für das Login ändern (z. B. um die Beschriftung einzudeutschen), öffne man im angemeldeten Zustand die Seite

http://MEINE-BLOGURL/layouts/NAME-DES-LAYOUTS/skins/edit?key=MemberMgr.login

MEINE-BLOGURL wäre z. B. bei mir bluesky.blogger.de, und NAME-DES-LAYOUTS kann man in der Adresszeile sehen, wenn man in die Skins seines eigenen Layouts abtaucht. Wer noch andere solcher nicht direkt zugänglichen Skins sucht, kann sich sein Layout als ZIP-File herunterladen, entpacken und dann darin nach dem zu ändernden Skin suchen. Wie die entsprechende Bearbeitungsadresse im Browser aussieht, kann man sich nach dem obigen Muster schnell erschließen. Aber dran denken: Nicht alle Texte und Skins sind Teil des eigenen Layouts; manche kommen auch vom Antville-System (so wie vermutlich die Messages für den Benutzer), auf das man keinen Zugriff hat. Viele der in Skins verwendbaren Makros sind übrigens hier dokumentiert.
Ein eigenes Favicon, das sind diese kleinen Symbole, die der Browser in der Adresszeile oder bei den Bookmarks anzeigt (so wie bei mir der Möwenkopf)) kann man sich mittels "File Upload" ins Blog laden (z. B. als Datei favicon.ico), dann trägt man die Fileadresse in der Main-Page-Skin (layouts > skins > Site Layout > Main Page) so ein:

<link rel="shortcut icon" href="https://MEINBLOGNAME.blogger.de/static/antville/MEINBLOGNAME/files/favicon.ico" type="image/ico" />

wobei MEINBLOGNAME bei mir z. B. "bluesky" ist. Von einer 32x32 Pixel-Bitmap (256 Farben) im BMP-Format kommt man dann zu einer solchen Icon-Datei z. B. mit dem kleinen Tool BMP2ICO (Shareware, Evaluation umsonst). Das bietet sogar die Möglichkeit, per Farbmaske oder von Hand Teile des Icons transparent zu machen.
Und hier steht, wie man in seinem RSS-Feed die kompletten Eintragstexte inkl. Bildern zur Verfügung stellt und nicht nur die ersten Zeilen. Jedoch Vorsicht: Wenn man eigene Bilder wie gewohnt mit dem hiesigen Bildmakro einbaut, validiert der Feed nicht mehr, weil die Bild-URLs darin relativ ("static/antville/bluesky/images/xy.jpg") und nicht absolut (mit "http://...") sind. Links auf Feed-Validatoren im Netz stelle ich jetzt mal nicht hierher, da offenbar jeder zu einem anderen Ergebnis kommt, was die korrekte Codierung meines Feeds angeht. Solange Feedreader wie z. B. Bloglines glücklich sind, sollte das wohl kein Problem sein.
Nachtrag!

Ganz vergessen: Dringend gebraucht hab ich beim Rumbasteln natürlich einen vernünftigen HTML-Viewer und -Validator, um die ganzen geöffneten und geschlossenen Tags im Blick behalten zu können. Allen, die mit Firefox browsen, lege ich hiermit wärmstens die Erweiterung HTML Validator ans Herz. In der Statuszeile zeigt ein Icon an, ob die gerade geladene Seite validiert, leichte Schönheitsfehler hat oder gar kaputtes HTML enthält. Ein Doppelklick öffnet den HTML-Quellcode in einem eigenen Fenster, komplett mit allen Warnungen (in die Source verlinkt) und syntaktisch eingefärbt zwecks Lesbarkeit. Das Ganze basiert auf Tidy. Ein Juwel unter den Firefox-Erweiterungen.
So. Genug jetzt mit Technik.
Ich besitze ja, wie hin und wieder erwähnt, keinen eigenen Fernseher. Aus gutem Grund, denn einerseits würde ich viel zu viel schauen, hätte ich einen, andererseits fehlt mir aber auch nichts ohne ihn. Bis auf eine Ausnahme: Wenn ich ein-, zweimal im Jahr richtig krank bin und den ganzen Tag banane auf der Couch liege. Dann könnte ich mich stundenlang berieseln lassen, je einfacher das Programm gestrickt, desto besser; so lässt es sich zwischendurch wieder ein Stündchen wegdämmern, später wacht man auf, glotzt einfach weiter und muss sich nicht ärgern, irgendetwas verpasst zu haben. Als ideal in dieser Hinsicht haben sich Gerichts-Soaps à la Salesch bewiesen, amerikanische Endlosserien oder aber Bob Ross, den ich entdeckt habe, seit meine Möwe auf DVB-T umsteigen musste und jetzt illustre Kanäle wie Phönix oder BR Alpha empfängt.
[Bob Ross vor seiner Staffelei]
Bob freut sich
Bob Ross (vor zehn Jahren verstorben) war ein amerikanischer Maler, der mit einer eigenen Maltechnik und hunderten von TV-Sendungen bekannt wurde. Jede Sendung dauert ca. 20 Minuten, in denen der knuddelige Herr mit Bart und Afro jeweils ein scheußliches Bild vor den Augen der Zuschauer entstehen lässt. Der Ablauf ist immer gleich: Auf einen vorbereiteten Hintergrund pinselt und messert Bob Schicht für Schicht eine Fantasielandschaft. Seen mit Hütte, Berge mit Hütte, Wälder mit Hütte, nächtliches Meer ohne Hütte - alles gerne in leichtem Dunst, mit dramatischem Himmel und ausnahmslos in übertriebenen Farben.

Es gibt zwei Arten, diese Sendungen zu genießen:
A) Gebannt mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu zuschauen, wie rasant und handwerklich perfekt Bob mit wenigen Strichen aus dem Nichts und ohne Vorlage realistisch wirkende Strukturen schafft, sich gleichzeitig kopfschüttelnd fragend, wie man sein Talent nur mit diesem hoffnungslosen Kitsch vergeuden kann. Es gibt immer so einen Punkt in der Mitte der Sendung, an dem man denkt: »Ist zwar kitschig, aber noch gerade akzeptabel.« Aber anstatt dann aufzuhören, malt Bob immer weiter, hier noch einen Zaun, dort noch zwei Bäume, noch eine Veranda für die Hütte... so lange, bis wirklich alle denkbaren Klischees in die Szene eingebaut sind und einem die Augen verkleistern.

Oder B), Bobs fortwährendem, beruhigenden Gebrabbel zu lauschen, während er Farben mischt und herumpinselt. Seine Reihe heißt, sehr amerikanisch, »The Joy of Painting«, und entsprechend vermittelt er ununterbrochen die eine Botschaft: Malen ist toll, und du kannst es auch! (Natürlich nicht, ohne nebenher ein ganzes Imperium von Bob-Ross-Medien, Bob-Ross-Maluntensilien und Bob-Ross-Zertifizierungslehrgängen zu finanzieren.) So raunt er ohne Unterlass in Richtung des Zuschauers (»... we put some spots here with the knife, just some little spots, it's up to you, you decide where to put it, up to you. There! Now we take the blender brush... «), und wenn man sowieso schon angeschlagen ist, kann man sich irgendwann ganz der hypnotisierenden Wirkung überlassen und friedlich einschlummern.
Bob Ross, The Joy of Painting,
nahezu täglich auf BR alpha.
Foto: Bayerischer Rundfunk.
Da liebäugle ich schon länger mit einem neuen Heim für mein Blog, kaufe mir bereits ein eigenes Grundstück, und plötzlich geht der Vermieter meiner Lieblingswohnanlage hin und öffnet seine Pforten für Wohnungssuchende.

So habe ich mich natürlich schon wenige Minuten nach Bekanntwerden hier breit gemacht, in den letzten zwei Tagen Wände rausgerissen, die Zimmer neu tapeziert und alles ein bisschen eingerichtet, wiewohl hier und da noch eine nackte Glühbirne aus der Wand ragt oder ein, zwei Kartons herumstehen. Aber gut genug, um schon Besuch zu empfangen, sollte es jetzt sein.

Was für eine tolle Haustechnik hier! Alleine schon, dass ich mein altes Layout-Gerümpel hier problemlos unterbringen konnte, spricht Bände. Aber auch, dass ich jetzt nicht mehr in den Keller muss, um mal an den Sicherungskasten zu kommen oder eine neue Platte aufzulegen. Und angenehme Nachbarn gibt es hier auch, so wie hier überhaupt ein Hauch von Nachbarschaft herrscht (im Gegensatz zu meinem Einzelappartment vorher).

Ah, die Möwe ist auch schon eingetroffen und hat sich oben niedergelassen. Jetzt heißt es zurücklehnen und einen Espresso trinken. Nur herein!
Allen nuklearmedizinischen Verfahren ist gleich, dass sie nicht den Aufbau, sondern die Funktion des Körpers sichtbar machen, auf molekularbiologischer Ebene. Dazu wird dem Patienten eine schwach radioaktive Substanz mit geringer Halbwertszeit injiziert, die sich - je nach Trägermolekül - an verschiedenen Stellen des Körpers anreichert. Nach einer kurzen Einwirkzeit, während der sich das Mittel im Körper verteilt, wird die von den Radionukleiden ausgehende Strahlung gemessen und bildlich dargestellt. Man nutzt hierbei aus, dass z. B. Tumore oder Stellen, an denen entzündliche Prozesse stattfinden, höhere Stoffwechselaktivität (sprich: Glukoseverbrauch) aufweisen - für diese Diagnostik z. B. ist das Kontrastmittel an ein Zuckermolekül gebunden. In anderen Fällen werden auch spezielle Eiweiße verwendet, die im Körper an bestimmte Zelloberflächen (z. B. spezielle Tumore) andocken. Für bestimmte Untersuchungen des Gehirnstoffwechsels lässt man Patienten auch eine radioaktive Form von Sauerstoff einatmen. Auch in der Kardiologie können mittels nuklearmedizinischer Verfahren Entzündungsprozesse und Stoffwechselvorgänge oder z. B. der Grad der Durchblutung beobachtet werden.

Entsprechend der geringen Halbwertszeit der Substanzen ist die Herstellung bzw. der Transport teilweise problematisch - die Verfahren benötigen daher ein eigenes Zyklotron in »Reichweite« (einen kleinen Teilchenbeschleuniger), in dem die Radiopharmaka für die Untersuchung eigens hergestellt werden können. Ansonsten wären sie bei der Ankunft im diagnostischen Labor bereits weitgehend wertlos bzw. müssten in viel höherer Dosis gegeben werden, um eine ausreichende radioaktive Intensität für die Aufnahme zu bieten.

Nachteile aller Verfahren: Patient (und nicht zu vergessen das Personal) werden einer gewissen radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Außerdem: Die reine Funktionsdarstellung ist manchmal insofern problematisch, als dass auf den Bildern kaum anatomische Details sind, die eine genaue Lokalisation z. B. des Tumors ermöglichen würden. Daher sind oft zusätzlich Computertomographieaufnahmen nötig (werden teilweise schon in eigens kombinierten PET-CT- oder SPECT-CT-Geräten angefertigt). Die 3D-Rekonstruktionen der jeweiligen Aufnahmen werden dann per Software miteinander verschmolzen, um so die Vorteile der verschiedenen Verfahren in einer Ansicht zu vereinen.

Szintigraphie

SzintigraphieGammakameraHierbei wird über den zu diagnostizierenden Teil des Körpers ein ca. 40x60cm großer Flachdetektor (auch Gamma-Kamera genannt) positioniert, in dem sog. Szintillationskristalle auf einen auftreffenden Gammastrahl der radioaktiven Substanz im Körper mit einem kleinen Lichtimpuls reagieren. Um die Ortsgenauigkeit zu erhöhen, sorgt eine Lochblende aus Blei (Kollimator) am Detektor für die Abschirmung derjenigen Strahlung, die nicht genau senkrecht auftrifft. Die Lichtimpulse werden von einem Bildverstärker aufgenommen und aus der Impulszahl der einzelnen Kristalle wird dann ein Bild errechnet, das die Verteilung der Strahlungsintensität in der aufgenommenen Region zeigt. Im Prinzip handelt es sich hier um ein überlagertes Gesamtbild, ähnlich wie bei einem normalen Röntgenbild; eine räumliche Auflösung wie bei Schnittbildverfahren gibt es nicht.

Vorteile: Kurze Untersuchungszeit (15 Min.). Ersetzt in manchen Fragestellungen eine Gewebsentnahme, die bei bestimmten Tumoren das Risiko einer Metastastasierung erhöhen würde.
Nachteile: Die örtliche Auflösung ist begrenzt. Überlagerungen von (aus Sicht der Kamera) übereinanderliegenden Strukturen (ähnlich wie beim Röntgenbild).

Single-Photonenemissions-Computertomographie (SPECT)

SPECT-BildSPECT-SystemDas technische Prinzip ist das gleiche wie bei der Szintigraphie. Im Gegensatz zum dabei verwendeten statischen Detektor rotieren jedoch hier ein oder zwei davon um den Patienten herum, während er auf dem Untersuchungstisch ggf. weiterbewegt wird. Aus den einzelnen radialen Aufnahmen lassen sich Schnittbilder errechnen, die - ähnlich wie beim Röntgen-Computertomographen - überlagerungsfrei sind und damit dreidimensionale Rekonstruktionen der aufgenommenen Körperregionen ermöglichen. Die Auflösungsgenauigkeit moderner SPECT-Geräte liegt bei ca. 1cm.
Vorteile: Überlagerungsfreie Bilder. Viele klinisch erprobte Substanzen für die unterschiedlichsten Fragestellungen verfügbar.
Nachteile: Deutlich längere Untersuchungszeit (30-45 Min.) im Vergleich zur Szintigraphie.

Positronenemissionstomographie (PET)

PET-BildPET-ScannerIm Vergleich zu Szintigraphie bzw. SPECT das aufwändigere Verfahren. Hier wird nicht die unmittelbare Gammastrahlung der radioaktiven Substanz gemessen, sondern ein Sekundäreffekt. Bestimmte Radionukleide senden beim Zerfall ein Positron aus. Dieses wird nach kurzer Laufstrecke (bis ca. 2 mm) beim Auftreffen auf ein Elektron vernichtet; das Resultat sind zwei Gammastrahlen, die in entgegengesetzter Richtung davonfliegen und daher im Gerät bis auf wenige Nanosekunden gleichzeitig an zwei gegenüberliegenden Stellen eintreffen. (Der Detektor ist dementsprechend in den meisten Geräten eine geschlossene Röhre und bewegt sich nicht selbst.) Nur diese gleichzeitigen Impulse werden gezählt und für die spätere Schnittbildberechnung herangezogen. Damit ist eine wesentlich genauere Ortsauflösung möglich als bei SPECT. Die deutlich kürzeren Halbwertszeiten (wenige Minuten bis 2 Stunden) der verwendeten Substanzen sind aus logistischer Sicht problematisch (siehe Einleitung).

Vorteile: Deutlich bessere Ortsauflösung (wenige Millimeter) als bei anderen nuklearmedizinischen Verfahren. Überlagerungsfreie Bilder.
Nachteile: Lange Untersuchungszeit (30-45 Min.). Teures Verfahren. Bislang nur sehr wenige Substanzen verfügbar, die über die Forschung herausgekommen sind, daher in der klinischen Routine im Gegensatz zu SPECT nur für wenige Fragestellungen geeignet.

Weiterführende Links

Szintigraphie: KID, Netdoktor, Wiki (englisch)
SPECT: KID, Wiki
PET: KID, Wiki

Serie: I (Röntgen), II (Magnetresonanz), III (Nuklearmedizin), IV (Ultraschall)

Magnetresonanz- oder Kernspintomographie

Atome haben die Eigenschaft, ihre Drehachse in einem starken Magnetfeld entlang der Feldlinien auszurichten. (Ihren Drehimpuls nennt man auch Kernspin.) Werden sie über die Zuführung von Energie mittels einer elektromagnetischen Welle kurzzeitig abgelenkt, so fallen sie anschließend rasch in den ausgerichteten Zustand zurück, wobei sie ihrerseits wieder einen schwachen Energieimpuls abgeben. Die Frequenz der Welle bestimmt, welche Atome angeregt werden. Für die medizinische Bildgebung konzentriert man sich auf Wasserstoffatome. Da der menschliche Körper bekanntermaßen zu über 70% aus Wasser besteht und sich die verschiedenen Gewebearten jeweils auch im Wassergehalt unterscheiden, lassen sich aus der Stärke sowie der Verzögerungszeit des "reflektierten" Signals die verschiedenen Gewebe differenzieren und auf einem errechneten Bild darstellen.

Der Patient wird - wie bei der Computertomographie - auf einem Tisch durch eine Röhre bewegt, jedoch rotiert nichts im Inneren des Gehäuses. Ein starker Magnet aus supraleitenden Spulen wird viele Male in der Sekunde an- und abgeschaltet, um die benötigten Gradientenfelder zu erzeugen (verbunden mit einem lauten Klopfgeräusch, wogegen Patienten meist einen Kopfhörer bekommen). Typische Magnetflussdichten sind 1 bis 3 Tesla, das entspricht dem Mehrtausendfachen eines normalen Hufeisenmagneten. Gleichzeitig wird eine hochfrequente elektromagnetische Welle, etwa vergleichbar einer Mikrowelle, ausgesendet, die die Wasserstoffatome zur oben beschriebenen Reaktion anregt. Empfangsspulen, die zum Teil dem Patienten während der Untersuchung am Körper angelegt werden, geben anschließend das aufgefangene Signal an einen Computer weiter, der daraus zweidimensionale Schnittbilder errechnet. Auch hier gibt es für manche Untersuchungen spezielle Kontrastmittel, die bestimmte Gewebe deutlicher hervorheben.

Vorteile: Das Magnetresonanzverfahren selbst ist für den Patienten belastungs- und nebenwirkungsfrei (für eventuelle Kontrastmittel gelten wie immer die jeweiligen Arzneirisiken). Die Darstellung von Weichteilgewebe, insbesondere auch Nervengewebe, ist exzellent und wesentlich differenzierter als bei röntgenbasierten Verfahren, weshalb MR neben der Orthopädie vor allem auch in der Neurologie eingesetzt wird.
Nachteile: Eines der teuersten Verfahren, benötigt z. B. spezielle bauliche Vorbereitungen zur magnetischen Abschirmung des Untersuchungsraums. Metallische oder andere magnetisch empfindliche Gegenstände im Körper (Prothesen, Splitter, Herzschrittmacher) sind typischerweise ein Ausschlusskriterium. Relativ enge Röhre (ggf. problematisch für Klaustrophobiker), je nach Untersuchung ist eine Fixierung nötig (z. B. eine Kopfmaske), um eine Bewegung während der Untersuchung zu verhindern; längere Untersuchungszeit als bei CT.

Funktionelle Magnetresonanztomographie

MR-Bilder stellen zunächst einmal (wie bei CT) die Anatomie des Körpers dar, nicht seine Funktion. Damit kommen wir zu dem, was die Autorin des im ersten Teil zitierten SZ-Artikels vermutlich meinte: die funktionelle Magnetresonanztomographie. Speziell im Hirn ist es so, dass ein Bereich mit höherer Stoffwechselaktivität auch stärker mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird, was mit dem Magnetresonanzverfahren sichtbar gemacht werden kann. In der Forschung werden Patienten oft während der Untersuchung mit verschiedenen Sinneseindrücken oder Aufgaben konfrontiert, wobei ihr Kopf immer wieder aufgenommen wird. Mittels rechenintensiver Nachverarbeitung (funktioniert nicht in Echtzeit) lassen sich aus den unterschiedlichen Aktivitäten der Hirnareale die aus den Medien bekannten eingefärbten Bilder gewinnen. Daraus können Ärzte und Radiologen auf die zeitliche und örtliche Verteilung der Informationsverarbeitung im Gehirn, sowie auch eventuell damit verbundene neurologische Befunde schließen. Das Verfahren wird auch genutzt, um vor Hirnoperationen die genaue Lage lebenswichtiger Hirnareale des Patienten lokalisieren zu können.

Weiterführende Links

Magnetresonanztomographie generell: KID, Netdoktor, Wiki
funktionelle Magnetresonanztomographie: Uni-Klinik Mannheim, Wiki

Serie: I (Röntgen), II (Magnetresonanz), III (Nuklearmedizin), IV (Ultraschall)
Nicht zum ersten Mal habe ich heute soetwas gelesen:
Und Liebe? Dient evolutionär betrachtet als Stimulus, damit man den ganze [sic!] Reproduktionszirkus überhaupt mitmacht. Ein Flackern auf dem Computertomographen, mehr nicht. Ein starkes Flackern, manchmal.
[SZ vom 21.3.05]
Ich will mich hier gar nicht mit dem nichtssagenden bis ärgerlichen Inhalt des Artikels auseinandersetzen, sondern auf etwas anderes konzentrieren. Offenbar gibt es immer wieder Verwirrung über die verschiedenen Verfahren, mit denen heute medizinische Bilder gewonnen werden - gemeint ist hier nämlich kein Computertomograph, das Bild flackert auch nicht und kann erst recht nichts zur Enträtselung des Phänomens Liebe beitragen. Deshalb starte ich eine kleine Aufklärungsreihe. Fangen wir mit dem an, was jeder kennt: Röntgen.

Radiographie (Konventionelles Röntgenbild)

Auf der einen Seite des Patienten befindet sich eine Röntgen-Strahlenquelle, auf der anderen Seite ein spezielles, röntgen-empfindliches Filmblatt (konventionell) oder ein Detektor, der in der Lage ist, ein digitales Abbild der auftreffenden Strahlen zu liefern. Es werden Einzelbilder angefertigt. Röntgenstrahlen werden auf ihrem Weg durch den Körper von verschiedenen Strukturen unterschiedlich abgeschwächt (z. B. stärker durch Knochen, weniger stark durch weicheres Gewebe wie Organe und Muskeln etc.) und zeichnen so ein (Grauwert-)Bild des Körperinneren.
Besondere Geräteformen existieren für Mammographie (hoch auflösende Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust), Urologie (in Kombination mit einem Nierensteinzertrümmerer) und Operationssaal (mobile Geräte, sogenannte C-Bögen, die es erlauben, Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Winkeln um den Patienten herum anzufertigen). Die beiden letztgenannten dienen meist weniger der reinen Diagnose als vielmehr der Unterstützung bei therapeutischen Eingriffen.

Vorteile: Schnell, unaufwändig, ausgereift, hochauflösend
Nachteile: Trotz gewaltiger Fortschritte in den letzten Jahrzehnten bei der Reduzierung der Strahlendosis verbleibt immer noch eine Belastung mit ionisierender, d.h. zellschädigender Strahlung. "Weichere" Strukturen werden zudem von "härteren" auf dem Weg des Röntgenstrahls verdeckt.

Fluoroskopie / Röntgen-Angiographie

Gleiches physikalisches Verfahren wie die Radiographie, jedoch in Form einer länger andauernden, kontinuierlichen Durchleuchtung. Oft in Verbindung mit der oralen oder intravenösen Gabe von speziellen Kontrastmitteln, die es z. B. erlauben, in Echtzeit die Durchblutung eines Gefäßes oder die Ausbreitung von Flüssigkeit in Magen und Darm zu betrachten. Im Gegensatz zu den meisten Verfahren, die überwiegend nur zur Diagnose eingesetzt werden, wird die Durchleuchtung hauptsächlich zur Unterstützung bei einem Eingriff eingesetzt. Insbesondere auch bei der Röntgen-Angiographie, die sich auf Herz- und andere Blutgefäße konzentriert und z. B. bei Herzkatheteruntersuchungen dem Arzt die nötige Information für die Navigation des Katheters im Patienten liefert. Moderne Durchleuchtungsanlagen sind auch in der Lage, digitale "Röntgen-Kurzfilme" mit 15 oder 30 Bildern pro Sekunde (bis zu 60 in der Kinderheilkunde) aufzunehmen.

Vor- und Nachteile: wie bei der Radiographie. Zusätzlicher Vorteil: Die Echtzeitdarstellung.

Computertomographie

Auch die Computertomographie beruht auf dem Prinzip der Röntgenstrahlen. Hierbei werden allerdings, wie der Begriff »Tomographie« schon sagt, keine ganzen Körperregionen auf einmal durchleuchtet, sondern viele einzelne Schnittbilder aufgenommen, der Patient also schichtweise durchleuchtet. Dazu rotiert im Gehäuse ein Röntgenstrahler um den Patienten herum, der einen dünnen Strahlenfächer aussendet; auf der anderen Seite rotiert ein Detektor in Form eines Kreissegments mit. Aus mehreren solcher aufgenommener Fächerlinien während einer ganzen Umdrehung kann jetzt per mathematischer Verfahren ein zweidimensionales Schnittbild berechnet werden. Um einen ganzen Bereich des Körpers abzudecken, bewegt sich der Patiententisch von Umdrehung zu Umdrehung entsprechend weiter in die Röhre hinein. Auch bei der Computertomographie werden dem Patienten für manche Untersuchungen zusätzliche Kontrastmittel gegeben.

Vorteile: Extrem genaue Auflösung der Anatomie (inzwischen unter 1 Quadratmillimeter). Durch die Schnittbildtechnik keine Überlagerung von weicheren Strukturen auf dem Bild. Von allen Schnittbildverfahren dasjenige mit der größten Reife, dem geringsten Preis (wobei immer noch recht kostspielig) und der größten Bandbreite an diagnostischen Einsatzmöglichkeiten, deswegen auch weit verbreitet.
Nachteile: Strahlenbelastung, wie bei allen röntgenbasierten Verfahren. Für eine gewisse Zeit darf sich der Patient nicht bewegen, was z. B. bei Kleinkindern problematisch ist (bei neueren Geräten nahezu vernachlässigbar).

Weiterführende Links

Die Seiten von Netdoktor und Krebsforschungszentrum (KID) enthalten auch Informationen zu den medizinischen Indikationen, Wiki konzentriert sich eher auf die physikalischen Grundlagen.

Wirkung ionisierender Strahlung: KID, Wiki
Radiographie: Netdoktor, Wiki
Mammographie: Netdoktor, Wiki
Angiographie: Netdoktor
Computertomographie: KID, Netdoktor, Wiki

Serie: I (Röntgen), II (Magnetresonanz), III (Nuklearmedizin), IV (Ultraschall)