Espresso Macchiato, wie immer?
Japp!
Sie hatten in der letzen Zeit Urlaub, gell? Ich hab Sie schon vermisst.

Die Vorlieben von aberdutzenden Gästen kennt sie auswendig. Und ich glaube nicht, dass sie dazu erst Vertriebsseminare zum Thema Kundenbindung besuchen musste; die Arbeit an der Espressobar macht ihr einfach Spaß. Meine Kantinenabrechnung spricht jedenfalls eine deutliche Sprache, wer die tägliche Entscheidung zwischen dem teuren Espresso an der Bar und dem billigen aus dem Büro-Automaten gewinnt.

[...]
Kennen Sie die herzhafte Schwester der Crêpe? Ebenso dünn und zart, aber dunkel und aus Buchweizenmehl: die Galette. Wir haben das Mehl gleich aus der Bretagne mitgebracht, aber mindestens im Reformhaus sollte es auch hier zu kaufen sein.

als ganze Mahlzeit für 2 Personen
(ergibt 6-7 kleine Galettes)


Teig
125g Buchweizenmehl
1 Ei
Prise Salz
ca. 125 ml Milch
ca. 125 ml Wasser
etwas (Salz-)Butter für die Pfanne

Mehl (fein gesiebt) und Ei vermischen, Milch und Wasser zugeben, bis sich ein dünner, recht flüssiger Teig ergibt. Teig ein bis zwei Stunden zugedeckt ruhen lassen. Pfanne buttern, erhitzen (wir haben so eine kleine Crêpe-Pfanne), Portion Teig eingeben, hauchdünn verteilen, er muss nahezu durchscheinend werden. Wenn die Galette fest wird, wenden und noch etwas weiter backen.

Wer hat's gemacht? Die Möwe natürlich.
Belag
Worauf man Lust hat. Schinken, Käse, Ei, Tomaten, Pilze, Lachs, Fleischstreifen... gibt wenig, was nicht ginge. Sollte möglichst schon zimmerwarm sein und fertig vorbereitet, sonst wird die Galette schneller kalt als ohnehin. Belag auf einen Teil der Galette legen (vielleicht sogar schon in der Pfanne), womöglich noch ein Stückchen (am besten gesalzene) Butter drauf, den Rest zusammenklappen und ab auf den Teller. Bei uns waren es übrigens Feldsalat, Tomate und Schafskäse.

Passend dazu wäre natürlich ein Cidre gewesen.

Ich schwör, die waren dünn und haben geschmeckt wie paar Tage zuvor vor Ort.


P.S.: Süßes drauf schmeckt sogar auch.
Ich finde, aus der Luft betrachtet ist die bretonische Landschaft noch viel grandioser als ohnehin.

(weiter in den Kommentaren)





Gut, dass ich meinen Kalender dabei hatte.
Auf der Hinfahrt durch glücklichen Zufall in Belgien an der ADAC Raststätte des Jahres 1975 Pause gemacht.

Am ersten Morgen nach der Ankunft einem Gendarmen in Uniform mit Baguette unter dem Arm begegnet. Die Fremdenverkehrsämter scheinen einigen Aufwand für dieses Frankreich zu betreiben.

Schon drei Nächte in kleinen Hotels decken Ihren Jahresbedarf an dicken, miefigen Stofftapeten.


Serviervorschlag
Richtig in Frankreich ankommen heißt, zu einem Glas Orangina in ein Sandwich Jambon (knapp 40 Zentimeter langes Stück Baguette mit gesalzener Butter und dickem, saftigen Kochschinken) beißen zu können. Dazu bräuchte man nicht mehr als eine dunkle Einheimischen-Bar in einem gottverlassenen Straßendorf in der Picardie; in der Sonne sitzen und auf einen pittoresken Hafen blicken zu können: geht aber auch.

Neben Landwirtschaft, Fischfang und Tourismus ernährt sich der Bretone seit einigen Jahren zusehends von Immobilienvermittlung.

Keine Beschränkungen, Münzdrehkreuze, Korbverleihe, Maschendrahtzäune, Parkgebühren an den Stränden. Meist nicht einmal irgendeine Strandbude, geschweige denn eine endlose Kette davon. Auch in den Städtchen Einschränkungen nur insoweit, wie sie wirklich notwendig sind. Was könnten sie nicht noch alles aus ihren Touristen rausquetschen, privat oder kommunal. Doch sie tun es einfach nicht. Du darfst hin, wo immer du hin willst, und nicht einmal in der engen, souvenirlädengesättigten Gasse vom Mont Saint Michel fühlt man sich übermäßig von Kommerz belästigt. Darum liebe ich diese Gegend ganz besonders. Und darum kotzen mich deutsche Nordsee- genauso wie die italienischen Küsten oft so an.

Verstörende Ausnahme: die globale Beschallung der verkehrsberuhigten Innenstadt in Dol-de-Bretagne, mit einem nervtötenden Privatsendergedudel und -brabbel aus Lautsprechern an jeder Ecke. Wer kommt auf eine solche Idee?

Der Strand meiner Kindheit.


dümpelnde Bötchen:
1a Urlaubsgefühl
Schnuckelige, luftige Ferienwohnung für die restlichen 9 Tage gefunden. Immer wieder der Blick aus dem Fenster auf die kleine, windgeschützte Bucht mit dümpelnden Bötchen.

Bretonische Straßenmärkte sind ein Traum. Meeresfrüchte, -tiere, Gemüse und Obst, Fleisch aller Art, Brot und Gebäck: Was für eine überwältigende, appetitliche Auswahl.

Der Deutsche kennt im wesentlichen Hähnchen und Suppenhuhn. Der Franzose dagegen schätzungsweise 30 verschiedene Geflügelarten und -qualitäten, und alle haben verschiedene Namen und Preise! (Selbst der Brathähnchenmann hatte schon vier oder fünf verschiedene auf seinen Spießen.) Vorgenommen, beim nächsten Frankreichbesuch alles durchzuprobieren.

Kochen mit Gasherd, dieser leichte Gasgeruch: Auch so ein Urlaubsding.

Einen Tag hohe Wellen. Wie lange schon nicht mehr darin gebadet. Nach zwei Minuten keuchend wieder raus; sie waren einfach stärker als ich. Muss wieder fitter werden.

Das Ende der Bestellung oder Frage abwarten ist des bretonischen Kellners oder Händlers Sache nicht.

Für meine Möwe war es ja quasi ein Verwandtenbesuch.
Von Woche zu Woche ein paar geschlossene Läden mehr. Versprengte Rentner an der Hafenpromenade. Halbleere Restaurants am Abend, noch leerere Straßen. Melancholie und Ruhe im Spätsommerlicht: Wunderbare Tristesse der Nachsaison.

Es hätte länger sein dürfen. Wie immer.

Die Falken sind leider weiter gezogen.
Was für ein Großkampftag, der heute zuende geht. Großkampfwochen, eigentlich. Und trotz Dauerüberdrehtheit, Schlafstörungen und hartem Nacken geht es mir gut. Was ist passiert? Ich denke ja ganz gerne von mir, unstrukturiert zu sein, undiszipliniert, vergesslich, vor allem nicht sehr zielgerichtet. Doch dann traf ich auf den Kollegen und inzwischen neuen Teamleiter, den ich erst unterstützen, dann vertreten durfte. Dessen Projekt dasjenige war, welches von allen Abteilungen am weitesten im roten Bereich lief, hoffnungslos hinterher. Nicht, dass ich das in der kurzen Zeit hätte aufholen können. Aber mit den erfreuten Reaktionen der anderen auf meinen Arbeitsstil, dem sichtbaren Erfolg und meinem direkten Vergleich zu diesem (in der Organisation durchaus angesehenen) Kollegen bin ich unmerklich gewachsen. Unfähig und nutzlos kam ich mir vor ein paar Monaten noch vor. Jetzt weiß ich mit einem Mal, was ich kann.

Und was habe ich in den letzten Wochen geflucht, als nach und nach herauskam, was der Kollege bislang alles versäumt hatte. Jetzt bin ich ihm auf merkwürdige Weise dankbar. Heimlich, natürlich. Und freue mich mit der Möwe auf zwei ganz besonders verdiente Wochen Bretagne. Bis bald.

Irgendwie beruhigend, dass es ihn gibt.
Bei einer größeren Handelskette in Erlangen kann man an der Kasse zuweilen ein merkwürdiges Ritual beobachten. Zu Beginn des Kassenvorgangs stehen Kassiererinnen auf, beugen sich über das Laufband und lesen eine vierstellige Zahl ab, die am Einkaufswagen unten, nahe den Rädern angebracht ist. Diese Zahl tippen sie dann in die Kasse, um anschließend (wieder sitzend) den Einkauf wie gewohnt Teil für Teil über den Scanner zu ziehen.

»Statistik«, denkt man kurz, sofern man sich überhaupt etwas denkt, »sicher irgendwas mit Data Mining, weswegen sie dann anschließend die Chips zum Bier räumen und den Wein neben die Vorspeisentheke«. Aber betrachtet man das ganze genauer, zerbröselt jeder vermutete Sinn wie eine Packung dänischer Butterkekse in der Sonne. Welche Waren zusammen gekauft werden, steht bereits auf dem Kassenzettel, ganz ohne Wagennummer. Irgendwelche Optimierungen in der Wagenlogistik können es auch nicht sein, schließlich kümmert sich auf dem Gelände sonst auch niemand darum, welche Nummern die Wagen haben. Eine Verfolgung der Wagen im Supermarkt selbst (um die Wege der Kunden zwischen den Regalen zu analysieren) wäre zwar höchst lohnend für jeden Anbieter, aber wenn schon, dann wohl nur in vollautomatischer Form, weswegen die zeitraubende, manuelle Eingabe ausgerechnet in der Kassengasse wiederum ausgeschlossen werden kann. Warum also um alles in der Welt möchte der Betreiber seine Drahtgestelle an der Kasse identifizieren? Und warum macht er das nicht effizienter, z. B. indem er die Nummer am Griff markiert und nicht ausgerechnet bei den Rädern?

Es ist alles ganz anders, die Nummern sind komplett irrelevant. Supermärkte haben nämlich ein kleines Problem. Einerseits gibt es Diebe, die gerne mal eine Packung Rasierklingen, ein Fläschchen Weinbrand für zwischendurch oder die Kuschelrock 143 in mitgeführten Taschen und Rucksäcken an der Kasse vorbeischieben. Andererseits fühlt sich der rechtschaffene Kunde verständlicherweise schnell angep verunglimpft, beugte sich die Kassenkraft bei jedem vorüber rollenden Wagen über das Laufband, um einen argwöhnischen Blick auf womöglich darin verbliebene Behältnisse zu werfen. Über den Kassen montierte Spiegel tragen ebenfalls nicht gerade zu der vertrauensvollen Atmosphäre bei, in die man seine Kunden zwecks Stimulation der Kauflust gerne hüllen würde.

Jetzt ergibt das merkwürdige Ritual seinen Sinn. Einmal übers Band gebeugt, nebenbei den Wagen inspiziert, die vermeintlich wichtige Nummer notiert, fertig. Ganz schön pfiffig. Und die technische Kontrolle der Kontrolle ist mit der Eingabe der Nummer in die Kasse gleich eingebaut. Alles prima, wenn... ja wenn der Mensch nicht einerseits träge, andererseits im Allgemeinen hilfsbereit wäre. Und so melden viele Kunden brav in vorauseilendem Gehorsam ihre Wagennummer selbst, die Verkäuferinnen nicken, tippen die Nummer ein und bleiben dankbar sitzen.
Wer sich prinzipiell für hinterhältiges
Design interessiert, sollte das Blog
Architectures of Control besuchen.

(Pause)


kräftig, voll und süß
Der Kater Oscar verblüfft die Mitarbeiter eines Pflegeheims im US-Bundesstaat Rhode Island mit außergewöhnlichen Fähigkeiten: Oscar scheint den Tod von Patienten vorauszusagen, indem er sich in deren letzten Stunden neben sie legt.

In 25 Fällen traf Oscars Vorhersage bislang zu. Das Pflegepersonal ist für die besondere Fähigkeit der Katze sehr dankbar: Inzwischen sind die Pfleger dazu übergegangen, die Angehörigen zu verständigen, wenn sich der Kater zu einem Patienten gelegt hat.
[tagesschau.de]
Ich sage: Wer jemals dem Thunfisch-Atem einer Katze entrinnen musste, weiß, dass sich alles erschreckend anders verhält.
Stimme: Flugruf kurz und bezeichnend tjüpp, sonst explosiv pink (mit Kohlmeise zu verwechseln), gezogen hüit und als regional unterschiedlicher Regenruf im Sommerhalbjahr rollend rülsch oder brürr oder ein Pfeiflaut; Gesang eine abfallende Strophe mit Endschnörkel, etwa zit-zit-zit-set-set-set-set-whighio (Finkenschlag). [q]
Ich stelle mir das ungefähr so vor.
Womöglich stünden Mücken nicht einmal auf meiner Liste der wichtigsten zehn Spezies, bei deren Aussterben ich einen ausgeben würde, wenn sie mich nicht immer, immer in Handballen, Finger und Fußsohlen stechen würden. Gnaaaaa.