Die Idee, die Bilder von Überwachungskameras per Fernsehkanal in die Wohnzimmer des Viertels zu tragen (die »Demokratisierung der Überwachung«, wie es ein Mensch der zuständigen Firma eben in einem Bericht auf
Arte anpries) ist ebenso widerwärtig, wie es für die eigentlichen Überwacher praktisch ist. So wird eine weitere Front vor der Front aufgezogen, die allgegenwärtige Überwachung an sich wird noch weniger in Frage gestellt als bisher; wenn überhaupt, sind jetzt noch übereifrige Hobby-Blockwarte das Problem. Und der gleiche Mann, der im Bericht diesen CCTV-Sender zu sich nach Hause holte und sich beschwerte, man könne ja gar nicht reinzoomen und überhaupt gäbe es nur zwei von hunderten existierender Kameras im Programm — er selbst war übrigens
immerhin mal Opfer eines Überfalls —, diskutiert im Pub lakonisch über Orwell.
Werden wir, wenn die britische Überwachungsdichte in wenigen Jahren auch bei uns erreicht ist, genauso gelangweilt mit den Schultern zucken und
freundlich in die Kamera lächeln? Werden wir uns auch auf die Einführung von Kameras in unserem Viertel freuen, damit
Falschparker, Ruhestörer, Hundescheißenlasser und Abfallwegwerfer endlich einen aufs Dach bekommen?
Man möchte die Menschen schütteln und ihnen den Kopf waschen. Vielleicht fallen mir irgendwann, wenn ich meine ungläubige Sprachlosigkeit überwunden habe, auch noch die passenden Worte dazu ein.