Clemens genoss entspannt sein Frühstück. Gegen ihn hatte das tolpatschige Kätzchen keine Chance, wenn die Zuschauer heute abend den neuen BigBrother-Champion bestimmen würden.
Was ich auch noch nie ertragen habe: diese Geschichts-Dokumentationen mit nachgestellten Szenen, wie sie seit einigen Jahren in die Fernsehkanäle gepumpt werden. Moderne Stummfilme mit umgedrehter Motivation: Eigentlich hat man hauptsächlich Text und nur wenige bewegte Bilder zur Verfügung, aber weil der Bildschirm nicht schwarz bleiben kann und man dem Publikum nicht zutraut, einem sprechenden Menschen mehr als zehn Sekunden zusehen zu wollen, müssen nun historisch korrekt gekleidete Darsteller stumm, doch innerlich bewegt zu Texten aus dem Off durch Studiokulissen stapfen oder ergriffen ins Nichts schauen. Dazu nölt im Hintergrund ein Synthesizer mit billigem Streicher-Sound vor, welche Emotion der Zuschauer gerade empfinden soll. Klebrig und anmaßend.

Gute Dokumentationen beschränken ihre Bilder - neben Interviews von Zeitzeugen oder Experten - auf authentisches Material, vielleicht unterstützt von Karten oder Simulationen, um komplizierte Vorgänge zu veranschaulichen. Sie lassen dem Zuschauer Raum, sich ein eigenes Bild zu machen, auch von den handelnden Personen und ihrer Motivation. Dazu braucht es keine pseudo-authentischen und letztlich informationsfreien Stummfilmszenen, keine mit Sülzmusik unterlegten, merkwürdig beleuchteten Großaufnahmen von Darstellern mit aufgerissenen Augen. Dazu reicht der unterlegte Text.

Wenn man schon anfängt, Bilder zu erfinden, dann auch richtig: in Form kompletter Dialogszenen (in Erinnerung blieb mir hier z. B. die herausragende Doku Deutschlandspiel über die letzten Tage der DDR) und nicht nur als Untermalung zu einem - vielleicht noch nicht einmal schlechten - Radiotext. Sonst muss ich spätestens nach fünf Minuten entnervt abschalten, so wie gestern bei dem Portrait von Gerd Bucerius, das mich eigentlich wirklich interessiert hätte.
Bitte lesen Sie die Textaufgabe sorgfältig durch und beantworten Sie anschließend folgende Frage: In welchem Verhältnis stehen der Mauretanier und die 32jährige Mazedonierin?
Scheinehe im Familienverband – Stiefmutter wurde Schwägerin, Schwiegervater wurde Schwager

Nürnberg (ots) – Im Rahmen einer Anzeige wegen Körperverletzung kamen Kripobeamte vor einigen Tagen einem 24-jährigen Mazedonier auf die Spur, der eine Scheinehe mit einer 23-jährigen Deutschen eingegangen war, um so eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. An und für sich kein besonders hervorzuhebender Fall, wenn die Kripobeamten nicht noch weiter ermittelt hätten. Sie stellten nämlich fest, dass auch der 49-jährige Vater der Deutschen mit einer 32-jährigen Mazedonierin eine Scheinehe führte. Überrascht waren die Beamten aber, als sich herausstellte, dass diese 32-jährige Mazedonierin die Schwester des 24-jährigen Mazedoniers ist. So war also der 49-jährige Deutsche Schwiegervater des 24-jährigen Mazedoniers, aber zugleich auch Schwager der 23-Jährigen. Die 32-jährige Mazedonierin hingegen war zugleich Stiefmutter, aber auch Schwägerin der Deutschen.

Noch komplizierter wurde die Sache aber, als sich herausstellte, dass auch die Mutter der 23-jährigen Deutschen mit einem Mauretanier verheiratet war, um diesem die Möglichkeit zu geben, in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Tatsächlich lebte der Mauretanier, der durch die Heirat zum Stiefvater der 23-Jährigen und quasi auch zum Schwiegervater des 24-jährigen Mazedoniers wurde, mit einem in Nürnberg wohnenden Deutschen zusammen.

Nach dem jetzigen Abschluss der Ermittlungen werden gegen alle Beteiligte Strafanzeigen wegen Verstoßes nach dem Ausländergesetz vorgelegt. Zur Prüfung aufenthaltsbeendender Maßnahmen wurde das Ausländeramt eingeschaltet.
[© Bayerische Polizei 2000]
(Heute extra für Herrn Ole ausgekramt.)
Immer bis zum Ende des Songs im Auto sitzen bleiben.
Stolz das Ernährungs-Quiz im Apothekenmagazin geknackt. ESST OBPF PPD GEMUESE - merkwürdiger Lösungssatz.
Suchanfrage: Pollen Witz. Wärden nicht finden hier, aber ist sich in Deutschland sowieso immer gläich.

Lebe jeden Tag, als wäre es dein erster.
Am Anfang von "From the Choirgirl Hotel" auf der Couch weggedöst. Den Rest des Albums im halbwachen Dämmerzustand erlebt, laut und intensiv, so wie Musik sonst erst nach einer Menge Alkohol ungefiltert in mich dringt. Festgestellt, dass das bislang verschmähteste meiner Tori-Amos-Alben tatsächlich eines der besten ist: düster, kantig, manchmal schmerzhaft; eine Welt, die erst abends im Dunkeln erwacht.

Lohmann war mit dem Einsatz des Androiden AB25Y als Werbetexter
bislang mehr als zufrieden.

Spargel bisszart kochen (nicht zu weich), anschließend in einer Pfanne in Petersilie, Knoblauch und Olivenöl wenden, erhitzen und zum Schluss etwas Parmesan drüber. Dazu Salat und Brot.

vorher - nachher
Angesichts des neuen Logos kann man für die Zukunft des KarstadtQuelle-Konzerns nur noch das Schlimmste vermuten.
»Mama! Mama komm!«
Daniela stand vom Schreibtisch auf und ging ins Kinderzimmer. »Warum schläfst du denn noch nicht, hm?«, fragte sie leise, während sie Lukas eine Strähne aus dem Gesicht strich.
»Mama, stimmt das, wenn man ganz viel Kaugummi isst, werden dann die Zähne wacklig und fallen aus?« Er klang besorgt. Daniela lächelte im Halbdunkeln.
»Nein, mein Schatz, wer erzählt denn so einen Unsinn?«
»Der Benny im Kindergarten... Auch nicht, wenn man immer ganz feste kaut, so mit ganz vielen Kaugummis? Ich hab doch auf dem Geburtstag so viele gegessen.«
»Nein, auch dann nicht, das verspreche ich dir. Der Benny ist ein Blödmann. Jetzt versuch aber mal zu schlafen, es ist schon spät.« Sie beugte sich übers Bett und gab Lukas einen Kuss auf die Stirn. »Gute Nacht, mein Schatz.«
»Nacht, Mama.«

Daniela ließ die Kinderzimmertür einen Spalt offen, als sie in den Flur trat, nahm Zigaretten und Feuerzeug aus ihrer Jackentasche und ging damit ins kleine Wohnzimmer. Draußen schimmerten die letzten Reste des Abendrots, mit dem gerade ein sonniger Junitag zuende gegangen war, und als sie das Fenster öffnete, drang angenehme Kühle herein, an ihre Stirn und ihren Hals. Sie atmete tief durch, stützte ihre Ellenbogen auf die Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. Nachdenklich sah sie hinaus, auf den Himmel, die Häuser ringsum und den Hof unter ihrem Fenster mit seiner kleinen Wiese, dem Sandkasten und dem großen Tisch mit den Bierbänken, während immer noch irgendwo Kinder auf der Straße spielten. Es war sicher schon zehn Uhr.

Sie hatte gerade ein paar mal an der Zigarette gezogen, als das Telefon klingelte. Daniela nahm das Mobilteil vom Esstisch und hob ab: »Ja?«
»Hallo Daniela, ich...« Die Stimme am anderen Ende stockte mit einem Schluchzen.
»Mein Güte Birgit, was ist los?«
»Manuel will nichts mehr mit mir zu tun haben.« Birgit heulte richtig los.
»Oh mei....« Daniela ging zurück zum Fenster und griff ihre glimmende Zigarette von der Fensterbank. »Aber warum das denn?« Sie inhalierte und blies den Rauch in die Abendluft. Birgit brauchte etwas Zeit, bis sie sich wieder gefangen hatte.
»Er geht zu seiner Frau zurück, sie hat Krebs.«
»Krebs?«
»Ja, Brustkrebs mit Metastasen, gestern kam die Diagnose. Sie brauche ihn jetzt und vor allem müsse er sich jetzt um seine Tochter kümmern. Er meint, er hat sich da entscheiden müssen, deswegen will er den Kontakt mit mir abbrechen. Ich hab ihn angefleht, aber er will nicht mal mehr mit mir sprechen, Daniela, ich verstehe das nicht...« Birgits Worte wurden wieder von Schluchzern erstickt.

»Sprechen? Habt ihr endlich miteinander telefoniert?«
»Nein, nein. Wie immer nur im Chat. Ich hätte so gern mal seine Stimme gehört. Aber er hat ja nur chatten wollen, nie seinen Namen verraten, seine Stadt oder Telefonnummer, kein Foto... Ach verdammt, es gibt überhaupt nichts, was ich von ihm habe, außer den Mails und ein paar SMS.«
»Aber da hast du doch seine Nummer, in der SMS.«
»Nein, die hat er mir über so einen Internetdienst geschickt. Daniela, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich denke den ganzen Tag an ihn. Manuel ist so ein toller Mann, es ist... ich hab das Gefühl, auf irgendeine Weise würden wir uns schon ewig kennen, verstehst du? Ich hab dir doch noch erzählt, dass er gerne segelt. Stell dir vor, er wollte im September nach Elba. Ausgerechnet Elba! Er meinte, er würde mich gerne mitnehmen auf seinen Törn. Und dann haben wir uns ausgemalt, wie wir abends vielleicht gemeinsam essen gehen, und wie schön es wäre, nachts am Wasser entlang zu laufen... Ich hab mich noch nie so aufgehoben gefühlt.«
Daniela schüttelte den Kopf. »Aber was ist denn mit Robert? Der würde dich auf Händen tragen. Du hast dich bei ihm immer geborgen gefühlt, hast du gesagt. Hat er denn nicht gemerkt, was mit dir los ist?«
»Ach was, nein. Heute abend ist er gar nicht da, irgendein Geschäftsessen. Früher war da viel, ja. Aber jetzt hängt er nur noch depressiv vor dem Fernseher und schaut mich mit Dackelblick an. Als ob ich alleine schuld wäre, dass es zwischen uns nicht mehr so klappt. Und dann hat er immer für alles Verständnis, bloß nie den Mund aufmachen oder anecken. Ich halte das nicht mehr lange aus. Und, glaub mir, er hat keinen Schimmer, was in den letzten zwei Monaten mit mir passiert ist, seit ich Manuel kennengelernt habe. Er würde es auch nicht verstehen.«

»Ehrlich gesagt: Verstehen tu ich das auch nicht.« Daniela drückte ihre Zigarette energisch auf dem Fensterbrett aus und warf sie in einen Plastikbecher. »Ich meine, was findest du an diesem Chat? Da treffen sich irgendwelche einsamen Leute an einem virtuellen Ort, man weiß nie, mit wem man es zu tun hat... Ich verstehe nicht, wie man nur noch vor dieser Kiste sitzen kann, statt etwas Richtiges mit realen Menschen zu unternehmen. Ich hab dich so oft gefragt, ob wir was zusammen machen, mal wieder ins Kino gehen oder einen trinken. Früher haben wir uns auch mal was über uns erzählt. Aber seit ein paar Monaten dreht sich bei dir alles nur noch um diese Chatter; ich kann mir schon diese ganzen komische Namen nicht merken. Und am Ende verliebst du dich auch noch: In ein paar Zeilen Text auf einem Bildschirm. Mensch, Birgit.«

»Verdammt, das waren keine paar Zeilen Text!«, brach es aus Birgit hervor. »Dahinter saß ein Mann, der hat mich verstanden. Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal sowas erlebt hast. Wie der erzählt hat und auf mich eingegangen ist, das tat so gut, das war echt. Wie behutsam er war, als ich ihm von meinem Unfall vor vier Jahren erzählt habe. Oder welche Gedanken er sich um seine Tochter macht. Und trotzdem kein Weichling wie Robert.« Birgit hörte für ein paar Sekunden auf zu reden, dann hörte man sie schneuzen. Sie wurde etwas ruhiger. »Vielleicht ist das auch das Problem. Wenn er sich für etwas verantwortlich fühlt, zieht er das durch. Ich finde es ja sogar toll, dass er seiner Frau jetzt beistehen will. Und dass er sich so um seine Tochter kümmert. Mein Gott, wie furchtbar muss es für ein kleines Kind sein, wenn die Mama vielleicht stirbt. Ich... mich nimmt sowas total mit, du kennst mich. Aber warum will er gleich gar nichts mehr von mir wissen? Er hat mir doch noch gesagt, wie froh er ist, mich getroffen zu haben. Und ich würde ihm so gerne helfen.«

Birgit schniefte und schluckte. Daniela stand noch immer am Fenster. Draußen waren die letzten Reste Abendlicht verschwunden und es begann, frisch zu werden. Sie schloss das Fenster, ließ die Jalousien herunter und setzte sich im Dunkeln an den Esstisch. »Ach Mensch...« Ihre Augen schimmerten feucht.
»Ich hab mich einfach verliebt. Und jetzt haut er wieder ab.«
»Mm-mh.« Beide schwiegen einen Moment.
»Weißt du was, Birgit, komm doch einfach her. Wir reden noch ein bisschen, trinken ein Glas Wein und du übernachtest bei mir. Haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Was meinst du?«
»Danke, das ist lieb. Aber ich glaube, ich muss jetzt ein bisschen allein sein. Vielleicht schau ich in den Chat, ob er nochmal kommt. Oder ich sollte ihm eine Mail schreiben...«. Birgits Stimme klang mit einem Mal fester. »Du, ich muss jetzt aufhören. Gute Nacht, Daniela, ich melde mich.«
»Gute Nacht«, wollte Daniela antworten, doch Birgit hatte bereits aufgelegt.

Daniela blieb noch eine ganze Weile auf dem Stuhl sitzen und strich mit dem Daumen gedankenverloren über die Telefontasten. Schließlich stand sie auf, ging zum Kühlschrank der kleinen Küchenzeile und nahm einen großen Schluck aus der Mineralwasserflasche. Dann machte sie endlich mit der kleinen Stehlampe Licht, klappte die Couch zum Schlafen aus und bezog sie mit ihrem Laken und Bettzeug.

Auf dem Weg ins Bad bemerkte sie, dass der Computer im kleinen Arbeitszimmer noch lief. Als sie mit der Maus »Computer ausschalten« angeklickt hatte, fiel ihr Blick auf die beiden Ringbuchblätter, die als Gedächtnisstütze neben der Tastatur lagen. Neben einigen Passwörtern hatte Daniela sie eng mit Details zu Manuels Biographie beschrieben, so wie sie sie im Chat nach und nach erfunden hatte. Für einen Moment legte sie den Kopf schräg und las. Dann strich sie mit einem Kugelschreiber etwas durch, faltete die Zettel und steckte sie wieder ins Regal zwischen zwei Bücher. Nachdem sie hinausgegangen war, beleuchtete der Monitor noch eine Minute fahl den Raum, dann wurde er schwarz und schaltete mit einem Knistern auf Standby.
Wenn Sie gerade an einer Anleitung, Spezifikation, Präsentation, größeren E-Mail oder sonst einem Informationstext basteln, der sich an einen größeren Leserkreis richtet, dann tun Sie mir doch einen Gefallen: Bitte schreiben Sie vorneweg (in einem Satz), worum es geht, so dass man weiß, warum man das lesen sollte. Oder ob überhaupt. Vielen Dank.

P.S.: Falls nicht und jemand fragt zurück, antworten Sie nicht: "Aber das steht doch drin."
Ich mag es, abends die erleuchteten Fenster des Wohnblocks gegenüber zu betrachten: je nach Vorhang und Rollo weiß, grün, orange oder blau, manche fast schwarz bis auf einen dünnen, leuchtenden Rand, andere nur nacktes Glas. Wie mal hier ein Licht angeht, dort eines aus, bestimmte Zimmer immer erleuchtet oder andere immer geheimnisvoll dunkel. Wie jemand nach Hause kommt, erst das Treppenhaus hell wird, dann einige Zeit später die Zimmer einer Wohnung. In manchen wird vielleicht gerade gebügelt, in anderen Pizza gegessen, ein Buch gelesen, das Kind angeschrien oder mit der Schwester telefoniert. Hinter manchen Fenstern werden Familien zusammensitzen oder Pärchen, hinter anderen verbringen Menschen jeden Abend alleine. Und sind am Ende doch, ohne es zu ahnen, über Stockwerke und Hausnummern hinweg miteinander verbunden über den synchronen, bläulich pulsierenden Takt ihrer Fernsehprogramme.
Wenn die Produktivität gegen Null geht, die Arbeit egal wird, der Sinn für Pünktlichkeit abhanden kommt, zuhause von Steuererklärung über Reifen wechseln bis hin zu seit Wochen aufgeschobenen Telefonaten mit Freunden alles liegen bleibt, wenn die Tage keinen Rhythmus mehr zu haben scheinen, die Hosen nicht mehr passen und kleinste Anstrengungen außer Atem bringen, man sich für die eigene Unlust, Handlungsunfähigkeit und tausend Fluchten nicht mehr leiden kann, dann ist dringend Zeit für eine

PAUSE
Tolle Testbilder auf tv-testbild.com
Kennen Sie das aus Ihrem Betrieb?

Die Flure voll von umherziehenden Managerdarstellern mit ernst-geschäftigem Blick und der Last unsichtbarer Aktenordner auf den Schultern. Fragt man sie, wie es mit diesem oder jenem offenen Punkt stehe, ob sie hier oder da endlich eine Entscheidung getroffen hätten, antworten sie: »Mit dem Thema sind wir schon erfolgreich unterwegs«.
Das ist schön, es erinnert an Blumenkalender und Mutmach-Büchlein. Sind wir nicht alle irgendwie unterwegs? Nur wohin, wissen wir nicht, und ankommen werden wir auch nie, aber das macht nichts, denn bevor das Ziel überhaupt erkannt ist, werden sich schon ein Dutzend neue Themen zur Reisebegleitung angeboten haben.

Und dann, als Ausgleich zu diesem eher esoterischen unterwegs sein, muss es irgendwo in den Katakomben der Firma noch diesen geheimen Raum geben, gefliest bis an die Decke, mit Schränken und Tischen aus Edelstahl. Der Raum, zu dem nur das obere Management Zutritt hat. Aus dem noch nie ein Schrei nach draußen drang. Der Raum, in dem die Themen geschlachtet werden. Morgen, übermorgen, demnächst ganz sicher; ein Vorgang, von dem merkwürdigerweise nur im Futur gesprochen wird. Was andererseits einleuchtet: Ein einmal »geschlachtetes Thema« (und sei es nur die Frage, wer für die Aufwandsabschätzung eines Team-Umzugs zuständig sein wird) ist ja so gesehen kein Thema mehr, sondern nur noch ein unappetitlicher Haufen Knochen, Blut, Muskelgewebe, Fett und Innereien. Darüber zu schweigen gebietet die Rücksicht auf zartere Gemüter.

Ja, Management ist ein hartes Geschäft.
Tiefblauer Himmel, reinweiße Schäfchenwolken und Obstblüten, sonnengelbe Forsythien und Löwenzahn, leuchtend rote Tulpen, Flieder und Magnolien zwischen rosa und lila, all das gebettet in ein solches Grün von Bäumen und Wiesen, dass man meint, der Schöpfer hätte an seinem großen Schieberegler die Farbsättigung auf »max.« geschoben, vor ein paar Tagen erst, versehentlich vielleicht, abends vor dem Schlafengehen. Und ich streife draußen zu Rad oder Fuß umher, fülle nach Monaten in Pastell und Grau meine Tanks wieder auf, sauge mich voll und sehe mich doch nicht satt.

in der fränkischen Schweiz